Archiv für den Monat: September 2014

Allem Neuen wohnt ein Zauber inne (frei nach Hesse…)

So schnell wollte ich mich nicht vom Ostrad trennen. Ich habe also kritisch hinterfragt, in welchen Punkten der Grasshopper wirklich besser ist als das Ostrad. Dabei waren folgende Punkte entscheidend:

  • Faltbarkeit: Bahnfahren mit dem Ostrad macht nicht viel Spaß, da die Einstiege oft schmal sind und etliche „Fahrradabteile“ rein auf „Normalräder“ ausgelegt sind. Wie soll ich mein Vorderrad kurz unter die Decke hängen, wenn dann erst einmal das Tretlager kommt? Der Grasshopper ist laut Prospekt in 60 Sekunden faltbar.
  • Schalensitz: Nach Jahrzehnten mit einem Netzsitz kenne ich die Vor- und Nachteile gut. Klar lässt sich am Netzsitz einfach noch die Kamera anhängen usw.. Gleichzeitig rutsche ich jedoch seitlich darauf, was das Fahren erschwert. Und dass bei einem Netzsitz der Rücken nicht nassgeschwitzt wird, ist ein hartnäckiges Gerücht, das auf micht nicht zutrifft.
  • Lenkstange außerhalb des Kniebereichs: Seit meiner Knieoperation nach einem verunglückten Versuch, einen Federball zu erreichen, bin ich am Knie überempfindlich. Da die indirekte Lenkung beim Ostrad oben an der Gabel befestigt ist, berühre ich die Stelle ab und an mit meinem Knie, was mich ziemlich nervt
  • Ersatzteilbeschaffung: Das Ostrad hat das große Problem, dass es nicht mehr hergestellt wird. Da ich keine Werkstatt habe, kann ich auch nicht groß basteln und habe deshalb Probleme, Ersatzteile selber zu bauen. Ich bewundere immer Menschen, die sich ihre Räder selber bauen. Neben einer Werkstatt fehlt mir dazu auch das handwerkliche Geschick … und die Zeit.
  • Gewicht: Ich bin sicher kein Gewichtsfetischist und würde ich meine „Reserven“ abbauen, wäre der Gewichtsunterschied zwischen Ostrad und Grasshopper sicher aufgehoben. Aber ich muss schon feststellen, dass der Grasshopper sich wesentlich einfacher die Kellertreppe rauf- und runtertragen lässt.

Nach langem Nachdenken habe ich mich dann dafür entschieden, dass ich mich nach 15 Jahren auch von einem Rad trennen kann und werde versuchen, es in gute Hände abzugeben.

Eine Runde (Gras-)Hüpfen

Ich auf dem Leihgrasshopper

Ich auf dem Leihgrasshopper (Bild: Alexandra Selz)

Etliche Gedankengänge nach meinem Urlaub und der Testfahrt mit dem Scorpion hatte ich Einiges für mich klarer. Ein schnelles E-Liegedreirad war für mich eigentlich unsinnig, denn ich wollte ja ein Rad, das auch einen gewissen Trainingseffekt hat. Außerdem musste ich leider feststellen, dass Radfahren in Darmstadt sowieso schon oft an die Spaßgrenze stößt, sich aber mit einem Liegedreirad etliche mir wichtige innerstädtische und regionale Verbindungen entweder nicht fahren lassen, weil sie zu schmal sind oder aus Waldwegen bestehen, die mit einem einspurigen Fahrzeug besser zu befahren sind. Dass im Außenbereich wichtige Radwege nicht genutzt werden dürfen ist ein weiteres Problem … auch wenn ich mich darüber vermutlich hinwegsetzen würde, da auf Bundes- oder Landstraßen mit parallel verlaufenden Radweg das Risiko, über den Haufen gefahren zu werden, einfach zu groß ist.

Dazu kam leider noch das Problem des Abstellens. Ein Liegedreirad in den Fahrradkeller zu zerren funktioniert leider nicht und eine adäquate Abstellmöglichkeit ebenerdig habe ich leider nicht. Mein Versuch, auf meinem Stellplatz eine überdachte Abstellanlage zu bauen, scheitert leider an der ablehnenden Haltung der Stadt Darmstadt. Diese ist der Meinung, dass ich meinen PKW-Stellplatz immer verfügbar haben muss. Eine entsprechende Lösung auf dem Gemeinschaftsbereich des Grundstücks ist leider am nicht erzielbaren Einvernehmen aller Miteigentümer gescheitert. Es sind manchmal die banalen Dinge, an denen gute Ideen scheitern.

Jetzt stand also wieder die Frage im Raum, ob ich das Ostrad saniere oder ein neues Rad anschaffe. Da Fahrrad Claus nur einen Grasshopper mit Obenlenker zum Ausleihen hat, habe ich mir bei Mainvelo in Frankfurt einen Grasshopper mit Untenlenkung gemietet. Ich bin dann meinem GPS durch Frankfurt gefolgt … und habe lernen müssen, dass es da auch Hügel gibt. Außerdem musste ich feststellen, dass Radfahren in Frankfurt deutlich unangenehmer ist als in Darmstadt. Ich bin auf diversen engen und übersichtlichen Gehweg-Fahrradwege langgeeiert … und stand dann auf der Hauptstraße in Langen im Stop-and-go Berufsverkehr. Aber abgesehen davon konnte ich schon feststellen, dass der Grasshopper ein solides Rad ist, dass sich gut fahren lässt. Diesmal habe ich auch an ausreichende Getränke und zugehörige Trinkpausen gedacht. So kam ich dann Abends ziemlich begeistert in Darmstadt an. Und auch die Kellertreppe war nicht unüberwindbar, wenn auch ein ziemliches Gezerre.

Am nächsten Tag habe ich mir dann doch etwas mehr Gedanken über die Fahrtroute gemacht und bin am Flughafen vorbei auf den Nidda-Radweg gefahren und von dort dann zu Mainvelo zurückgefahren. Dort habe ich brav meine Miete bezahlt und bin dann mit der S-Bahn zurück nach Darmstadt gefahren.

Zwei angenehme Liegeradtage waren vorbei … jetzt musste ich zu einer Entscheidung kommen, denn die beste Zeit ein Rad zu kaufen ist nach der Eurobike und vor der neuen Saison. Da haben alle Läden und Hersteller Zeit … und die neuen Preise gelten noch nicht.