Archiv der Kategorie: Bahn und Rad

Darmstadt – Rothenbuch (4.404 km)

Schloss Rothenbuch (Bild: Klaus Dapp)
Schloss Rothenbuch (Bild: Klaus Dapp)

Nach den Ankündigungen des Wetterberichts beschlossen wir, das erste Stück zwischen Darmstadt und Mainaschaff mit dem Zug zu fahren. Leider nervte ein übereifriger Zugbegleiter, der sich an der Länge des Pinos störte. Nachdem er – 10 Minuten vor Abfahrt – rumlamentierte, schlug ich vor, dass wir in ein anderes Radabteil umzogen. Da lamentierte er aber nur weiter über grundsätzliche Beförderungsbedingungen usw.. Eine Minute vor Abfahrt sollten wir dann doch umziehen. Im neuen Abteil musste dann noch mehrfach von ihm rumlamentiert werden, dass das eine letztmalige Ausnahme sein… nun ja, vielleicht war das ja seine Auffassung davon, die Menschen durch direkte Ansprache nach Corona wieder in den ÖPNV zurückzuholen.

In Mainaschaff stellten wir dann fest, dass zwar den Bahnsteig wie von der DB Auskunft angegeben barrierefrei zu erreichen ist, der Ausstieg aus dem Zug aber leider nicht barrierefrei ist…

Froh wieder auf dem Rad zu sitzen, fuhren wir Richtung Main. Auf dem Samstag Vormittags schon rege genutzten Mainradweg fuhren wir weiter nach Aschaffenburg.

Blick nach Aschaffenburg (Bild: Klaus Dapp)
Blick nach Aschaffenburg (Bild: Klaus Dapp)

Durch Aschaffenburg fuhren wir in den Spessart. Neben einigen großzügigen Radstreifen wurden wir teilweise auch über abenteuerliche „Schutzstreifen“ geführt. Die Fahrt bis Laufach war wegen des Verkehrs etwas nervig, aber wir kamen voran und in Laufach fanden wir sogar eine offene Konditorei, in der wir einen Kaffee bekamen.

Straßenbegleitender Radweg an der B26 (Bild: Klaus Dapp)
Straßenbegleitender Radweg an der B26 (Bild: Klaus Dapp)

Nach Laufach fuhren wir ein Stück auf der Straße und bogen dann auf einen Waldweg ab. Der war landschaftlich sehr schön, aber auch nicht ganz einfach zu fahren. Der letzte Anstieg war so steil, dass wir uns mit letzter Kraft und letzten Strom kettenrasselnd vorankämpften.

Waldweg nach Rothenbuch (Bild: Klaus Dapp)
Waldweg nach Rothenbuch (Bild: Klaus Dapp)
Plätscherndes Waldbächlein (Bild: Klaus Dapp)
Plätscherndes Waldbächlein (Bild: Klaus Dapp)

Dafür ging es dann bis Rothenbuch quasi nur noch bergab. In Rothenbuch schauten wir uns das ehemalige Schloss und die Zehntscheuer an. Die Waldwirtschaft im Spessart muss einmal sehr lukrativ gewesen sein. Laut Wikipedia hat die Gemeinde auch heute keine pro-Kopf-Verschuldung.

Zehntscheuer in Rothenbuch - aktuell für die Forstverwaltung genutzt (Bild: Klaus Dapp)
Zehntscheuer in Rothenbuch – aktuell für die Forstverwaltung genutzt (Bild: Klaus Dapp)

An unserem Hotel wurden wir nett begrüßt. Das Pino durfte in die Garage hinter das Motorad des Sohns des Hauses, der uns den Weg zeigte und nett begrüßte. Nach einem leckeren späten Mittagessen haben wir einen schönen Mittagsschlaf gemacht.

Abends gab es dann sogar etwas blauen Himmel und Sonne zu sehen. Der Ort ist so ruhig, dass wir sogar Schafe von einer entfernten Weide gehört haben. Ich bin gespannt, was wir Morgen von einem der bedeutensten Eichenwäldern in Deutschland und vom Hafenlohrtal sehen werden, das fast zu einem Trinkwasserspeicher für Würzburg geworden wäre.

Blick in den Sessart vom Zimmer aus (Bild: Klaus Dapp)
Blick in den Spessart vom Zimmer aus (Bild: Klaus Dapp)

Fast schon ein Wunder (821 km)

Fahrradtransport im ICE (Bild: Klaus Dapp)
Fahrradtransport im ICE (Bild: Klaus Dapp)

Manchmal gibt es doch positive Überraschungen. Da bin ich in einem ICE nach Frankfurt unterwegs, der ist pünktlich, die Ansagen sind verständlich und motiviert und beim Weg zum Aussteigen schaue ich staunend in ein normales Abteil.

Der Zugchef war dann doch etwas irritiert, dass ich gleich das Mobiltelefon aus der Tasche zog und ein Bild gemacht habe. Als ich ihm dann erzählte, dass ich völlig begeistert bin, dass so etwas möglich ist, klagte er mir sein Leid.

Er sei kein Freund von der Fahrradmitnahme. Denn da würden Versprechungen gemacht, die dann nicht gehalten werden können und dann auf dem Rücken des Personals ausgetragen werden.

Was war passiert: Der reguläre Zug mit Fahrradmitnahme in den Norden war ausgefallen. Die Radler wären an dem Tag nicht mehr zu ihrem Ziel gekommen. Da hat die Transportleitung bei ihm angefragt, ob eine Mitnahme möglich ist. Da der ICE nicht ausgebucht war, hat er zugesagt. Daraufhin gab es einen zusätzlichen Halt, die Räder wurden eingeladen und die Radler kamen mit einer Stunde Verspätung an ihr Ziel.

Er hat dann noch mit dem Zugchef des Anschlusszuges Kontakt aufgenommen, damit er den Radlern sagen kann, wo am nächsten ICE sie jetzt hingehen müssen. Kurz: Es gibt auch richtig gute Erfahrungen.

Rhône-Saône-Rhin – Blogbeiträge endlich fertig

Baguettetransport mit dem Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)
Baguettetransport mit dem Grasshopper (Bild: Klaus Dapp)

Nun hat es viel länger gedauert als geplant, bis ich die Blogbeiträgt vom Juni und Juli 2018 von Avignon nach Darmstadt eingestellt habe. Dabei habe ich schon während der Fahrt angefangen zu schreiben. Aber einerseits habe ich das nicht vollständig geschafft, da ich an den jeweiligen Abenden entweder eingeschlafen bin oder wir spannende Begegnungen und Erlebnisse hatten.

Nach den Ereignissen der letzten Monate hatte ich dann auch keine Motivation mehr, weiter zu schreiben. Das hat sich mit der Anschaffung des Pino und den neuen erfreulichen Perspektiven der letzten Wochen geändert. Nachdem ich jetzt zwei Wochen Urlaub hatte und damit auch etwas Zeit, habe ich „nachgearbeitet“ und die Beiträge den damaligen Wochentagen im Juni und Juli 2018 zugeordnet. Es hat viel Spaß gemacht, mich an die schöne Tour zu erinnern.

Leider hat sich an der Situation des Nicht-Fahrradtransportes nichts geändert. Die von uns 2017 genutzten TGV-Züge mit Fahrradabteil vom Elsass nach Paris fahren zwar unverändert, der Platz an den Klappsitzen darf jedoch nicht mehr für Fahrräder genutzt werden. Das ist um so bedauerlicher, da die Radwege, Beschilderung usw. in Frankreich stetig verbessern. So bleibt mir auf Anfragen immer nur die Antwort, Fernbus oder Bahn im Nahverkehr ohne Reservierungsmöglichkeit und beide Möglichkeiten brauchen natürlich viel mehr Zeit als mit dem TGV mit 300 km/h durchs Land zu fahren.

Alle Beiträge sind der Kategorie „Touren und Ausflüge – Rhône-Saône-Rhin“ zugeordnet und lassen sich damit einfach aufrufen – ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 2: Grenzen überschreiten (7.740 km)

Grasshopper am Haken im ICN (Bild: Klaus Dapp)
Grasshopper am Haken im ICN (Bild: Klaus Dapp)

Vor fünf Uhr aufstehen ist eine Herausforderung, die wir mit etwas Mühe gemeistert haben. Die erste spannende Frage war, wie sich der Grasshopper und die ICN (N für Neigetechnik)-Züge der SBB miteinander vertragen. Es ist vorgesehen, dass die Räder eingehängt werden. Da wir genug Zeit hatten war ich gerade dabei zu versuchen, den Grasshopper rückwärts einzuhängen, als der Lokführer dazukam. Der fand das Rad klasse, und half mir beim Einhängen. Er war überrascht als ich ihm sagte, dass ich das Rad notfalls auch falten kann. Nach einem netten Gespräch wie angenehm doch Radfahren im Alltag sein und dass Autofahren in der Stadt ja keinen Sinn macht, gingen wir auseinander.

Das nächste Abenteuer war der Umstieg in Biel. Eigentlich wäre das Fahrradabteil genau gegenüber am Bahnsteig gewesen und die sechs Minuten Umsteigezeit hätten gut gereicht. Aber auch bei der SBB treten technische Defekte auf. Deshalb kamen wir an einem anderen Bahnsteig an und mussten vom Fahrradabteil am Zugende mit den Rädern zur Unterführung rennen und dann am nächsten Zug wieder zurück. Den sportlichen Anteil der Reise hatten wir damit hinter uns. Weiter ging es nach Genf.   

Grasshopper im französischen Regionalzug (Bild: Klaus Dapp)
Grasshopper im französischen Regionalzug (Bild: Klaus Dapp)

Dort konnten wir in einen französischen Regionalzug umsteigen und hatten das Radabteil und ein riesiges Gepäckabteil, das wohl einmal ein Barabteil war, für uns. Die große Überraschung kam in Valence. Dan Digitalisierung konnte ich in der DB App verfolgen, wie der Zug, in den wir umsteigen wollten näher kam. Nur dass der heute gar nicht weiterfuhr, zeigte die App nicht an. So nahmen wir den nächsten Zug, der natürlich entsprechend voll war.

Bahnhof in Valence (Bild: Klaus Dapp)
Bahnhof in Valence (Bild: Klaus Dapp)

Mit einer Gruppe holländischer Rennradfahrer, die mit Fahrradtasche, Fahrrad und Rollkoffer unterwegs waren, einem sichtlich überforderten deutschen Rentnerpärchen und zwei französischen Radfahrenden war das Radabteil eigentlich übervoll, aber das Zugpersonal und die Mitreisenden tolerierten das Chaos und akzeptierten, dass die Räder nicht an den Haken aufgehängt werden, was bei dem engen Abstand zur Decke vermutlich nicht gegangen wäre. Wir waren froh, als wir in Avignon ankamen und schnell unser Hotel fanden. Danach machten wir uns zur Fuß auf in die schöne Altstadt, zur berühmten Brücke und zum Papstpalast. Nach einem sehr leckeren Essen gingen wir zurück zu unserer Unterkunft. Ich erledigte schnell die Kleiderwaschroutine und mit einem kleinen Pastis ließen wir den Tag ausklingen.

Stadttor von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Stadttor von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Neue Straßenbahn in Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Neue Straßenbahn in Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Brücke von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Brücke von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Wegweiser ViaRhona (Bild: Klaus Dapp)
Wegweiser ViaRhona (Bild: Klaus Dapp)

Rhône-Saône-Rhin – Tag 1: Aller Anfang ist schwer (7.736 km)

Grasshopper im IC-Fahrradabteil der DB (Bild: Klaus Dapp)
Grasshopper im IC-Fahrradabteil der DB (Bild: Klaus Dapp)

Eine Reise mit dem großen deutschen nationalen Mobilitätsdienstleister ist immer eine Herausforderung – vor allem wenn ein Fahrrad mit soll. Aber was soll schon passieren, wenn zwei Monate vorher die Plätze reserviert sind und in den Tagen vorher die Verbindung regelmäßig funktioniert hat … am Mittag endete mein letzter Arbeitstermin zum Glück früher als geplant. Am Darmstädter Hauptbahnhof schaute ich in die DB-App und erschrak: Fahrradmitnahme gegebenenfalls nicht möglich stand da. Das war mir zu unsicher. Also suchte ich eine Nahverkehrsverbindung und fuhr zweieinhalb Stunden früher los als geplant. Der erste Zug war noch nicht so voll, da um 16:30 Uhr noch nicht der volle Feierabendverkehr ist. Beim Umsteigen in Heidelberg kam dann alles zusammen. Großes Gedränge am Bahnsteig und nur ein statt zwei Triebzüge. Zum Glück hatte ich noch Zeitreserven und konnte den nächsten Zug nehmen. Der hatte dann nur 15 Minuten Verspätung, so dass ich für den Umstieg noch genug Zeit hatte.

Im nächsten IC gönnte ich mir dann ein kühles Radler und machte mich an die Texte über die Tage 0 und 1 unserer Reise. In Basel holte mich die Herzallerliebste vom Bahnhof ab und geleitete mich sicher zu ihr. Dann ging es schnell ins Bett, denn am nächsten Morgen müssen wir um 6:00 Uhr am Bahnhof Basel SBB sein.

Fazit: Es ist schon deprimierend, dass die Qualität im Fernverkehr der Deutschen Bahn so schlecht ist. Statt geplanten knapp vier Stunden war ich sechseinhalb Stunden unterwegs. Ich bin gespannt, wie es Morgen weitergeht.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 24: Basel – Darmstadt (6.874 km)

Ein Beitrag ohne Fotos kommt in meinem Blog eigentlich nicht vor. Aber heute hatte ich entweder keine Zeit zu fotografieren oder wollte auf jeden Fall Aufsehen vermeiden.

Gestern habe ich intensiv versucht herauszubekommen, welche Züge denn fahren. Auf der Hinfahrt nach Basel saß ich sogar in einem IC mit Fahrradabteil, der als Ersatzzug zwischen Baden-Baden und Basel fuhr. Das würde mir das Falten ersparen. Leider konnte mir weder die Deusche Bahn noch die SBB irgendeine belastbare Auskunft geben. Also faltete ich am Morgen den Grasshopper zusammen und stellt das gute Stück in Basel an die Garderobe des Speisewagens des Ersatz ICE. Um kein Aufsehen zu erregen, machte ich lieber kein Foto sondern bestellt mir ein Kaffee.

Als ich in Baden-Baden als Endstation des Ersatzzuges dabei war, den Grasshopper wieder aufzufalten, fragte mich die Zugchefin, ob ich Aufbaue oder Abbaue und bot mir an, ein Abteil für das Rad umzuwidmen. Das hätte ich mal in Basel wissen müssen, ich habe mich nicht einmal getraut nach so etwas zu fragen, um keinen Ärger zu bekommen.

Ich versuchte erst gar nicht, mit dem Rad in einen der Busse des Schienenersatzverkehrs zu kommen. In Baden-Baden standen rund 200 Menschen und warteten auf einen Bus … ich habe nur ganz kurz überlegt ein Bild zu machen. Ich sah so schon die neidischen Blicke – immerhin konnte ich ja fahren.

Das tat ich dann auch und fuhr zügig nach Rastatt. Dort kam ich zur planmäßigen Abfahrt des Ersatz-ICE nach Karlsruhe an. Am Bahnhof herrschte ziemliches Chaos und ich sah, dass sich die Menschenmenge auf den Ersatz-ICE konzentrierte, der noch nicht da war. Auf einem anderen Gleis stand der Nahverkehrspendelzug nach Karlsruhe. Da der weitgehend leer war und entsprechend dem Ersatzfahrplan fast zur selben Zeit wie der Ersatz-ICE in Karlsruhe ankommen sollte, rannte ich mit meinem Grasshopper über die Treppen dort hin. Mit 10 Minuten Verspätung fuhren wir dann vor dem Ersatz-ICE los, der zwischenzeitlich aus Karlsruhe angekommen war – und durch den Ausstieg und Einstieg natürlich noch nicht losfahren konnte. So hatte ich sogar noch Zeit in Karlsruhe einen Kaffee zu trinken, bevor der nächste Zug mit Fahrradplätzen nach Darmstadt fuhr. Das Fahrradabteil war zwar durchreserviert, aber letztendlich kamen nur drei Radler mit. Die anderen hatten vermutlich versucht mit dem Ersatz-ICE mitzukommen. Dort sah ich auf dem Bahnsteig wilde Demontagen von Vorderrädern usw..

Glücklich kam ich in Darmstadt an und radelte die letzten Kilometer nach Hause. Damit ist unsere Fahrt gut, aber ohne ein Bild zu Ende gegangen.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 23: Basel – Darmstadt (6.858 km)

Reisendeninfo am Badischen Bahnhof (Bild: Klaus Dapp)

Reisendeninfo am Badischen Bahnhof (Bild: Klaus Dapp)

Das war schon eine abenteuerliche Fahrt zurück nach Darmstadt. Im Internet war nicht zu recherchieren, welcher Zug fährt und von wo nach wo der Schienenersatzverkehr fährt. Ich änderte deshalb meine Reisepläne und ließ den Grasshopper in Basel zurück und fuhr schon am Morgen los. Ich war ziemlich sicher, dass der von mir gebuchte Eurocity nicht fahren würde.

Morgens stand ich dann am Badischen Bahnhof und war gespannt, welche Zug überhaupt fährt – und wohin. Ich nutze die erste Möglichkeit: ein ICE der bis Offenburg fahren sollte. Der Zugbegleiter verkündete den vielen Reisenden, denn eigentlich sollten ja zwei ICE-Züge fahren, dass es ab Offenburg einen Schienenersatzverkehr nach Karlsruhe geben würde.

Kurz vor Offenburg kam dann die Durchsage, dass der Zug weiter nach Baden-Baden fahren würde und es ab dort einen Schienenersatzverkehr nach Rastatt geben sollte. Dort herrschte dann ziemliches Chaos – ich war froh als ich in einem Bus mit einem ruhigen Busfahrer einen Stehplatz bekommen hatte. Er fuhr den knallvollen Bus ruhig durch das am Sonntag Vormittag relativ leere Baden-Baden und Rastatt. Dort wurden dann alle in einen Nahverkehrszug nach Karlsruhe verfrachtet. Ab Karlsruhe ging es dann „normal“ weiter. Statt dreieinhalb Stunden brauchte ich wegen eines verpassten Anschlusses in Frankfurt dann insgesamt fast sechs Stunden… und war froh, dass ich nicht versucht hatte, den Grasshopper mitzunehmen. Den werde ich dann wohl nachholen müssen.

… und der reservierte EC ist dann tatsächlich ausgefallen…

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 22: Bordeaux – Basel (6.858 km)

Grasshopper im Regionalzug von Bordeaux nach Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper im Regionalzug von Bordeaux nach Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Es ist wohl ein Naturgesetz, dass Nächte vor längeren Reisen unruhig verlaufen. Erst war es warm und es herrschte gute Stimmung auf der Raucherterrasse unter unserem Zimmer, dann wollten wohl einige Mädchen noch heimlich jemanden treffen – was dank der Stöckelschuhe richtig Lärm gemacht hat. Gegen 4:30 Uhr reisten dann die ersten Gäste türenknallend ab. Trotz allem fand ich unser Zweierzimmer in der Jugendherberge gut.

Bahnhof in La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Bahnhof in La Rochelle (Bild: Klaus Dapp)

Am Morgen schappten wir uns noch ein schnelles Frühstück und fuhren zum benachbarten Bahnhof. Dort warteten wir, bis das Abfahrtsgleis bekannt gegeben wurde – ich werde wohl nie verstehen, warum das nicht mit dem Fahrplan dargestellt wird sondern erst 20 Minuten vor Abfahrt, so dass viele Menschen gleichzeitig zum Zug laufen. Wir verstauten unsere Räder im Fahrradabteil. Ein netter Mountainbiker, der früher aussteigen wollte, wechselte in ein anderes Radabteil, damit wir mehr Platz hatten. Die einzige Anmerkung kam von der Zugbegleiterin, die meinte, dass nur „normale“ Räder zugelassen seien. Nach Antjes Einwand, dass „normal“ zu definieren sei und es definitiv kein Tandem oder Anhänger sei, konnten wir die Diskussion beenden. Pünktlich erreichten wir La Rochelle. Leider mussten wir dort mit den Rädern Treppensteigen.

In La Rochelle kauften wir uns Proviant für die weitere Fahrt ein und gingen Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Der nette Koch hat Antje sogar den Fisch gezeigt und versprochen, dass kein Speck im Gemüse versteckt ist. Nach dem leckeren Essen warteten wir darauf, dass wir in unseren TGV einsteigen durften. Diesmal stand der Zug am Hausbahnsteig, so dass wir direkt einsteigen konnten.

Die Zugbegleiterin störte sich am Lenker des Grasshoppers, der wie jeder Fahrradlenker übersteht, und brachte mich auf die gute Idee, einfach den Schnellspanner zu lösen. Damit konnte ich den Lenker querstellen und damit über den Sitz drehen. Das fand sie dann perfekt. So düsten wir dann Richtung Paris los… während der Fahrt schaute ich in das Mobiltelefon in der DB Fahrplanauskunft nach den Zwischenhalten und erschrak: 60 Minuten Verspätung. Am letzten Zwischenhalt vor Paris hielten wir und es wurde erklärt, dass wegen einer Stellwerksstörung die Strecke nur eingleisig befahren werden könne. Die SNCF hatte es offensichtlich in den letzten drei Wochen nicht geschafft den Fehler zu finden. Für uns wurde es jetzt spannend, da es ab Paris keine Alternative mit Fahrrad nach Basel oder ins Elsass gab.

Mit einer guten Stunde Verspätung kamen wir in Paris Gare Montparnasse an und mussten zum Gare Lyon. Zum Glück hatten wir zwei Stunden Übergang eingeplant, wussten über welche Treppe (!) der Bahnhof per Rad am schnellsten zu verlassen ist, hatten die Strecke als Track im GPS vorbereitet und waren die Straßen wegen der Ferien und der Uhrzeit frei. So drängelten wir uns mit hunderten anderer vielbepackter Menschen und Willkommenkommitees zum Ausgang und sausten unter großzügiger Auslegung der Verkehrsregeln durch Paris. Dort sind wir nach 22 Minuten eingetroffen… und damit noch vor der Bekanntgabe des Gleises.

Zur Feier des erfolgreichen Erreichens gönnten wir uns ein Bier im TGV… und freuten uns, dass dank des „Lenkertricks“ und des großzügigen französischen Zugbegleiters noch weitere Fahrräder und zwei Kinderanhänger auch ohne Reservierung mitgenommen werden konnten. In Basel gab dann eine große Gemeinschaftsaktion und zum Schluss standen eine Mutter mit zwei Kleinkindern, Großeltern, Kinderanhänger und Hund sowie eine Familie mit Baby, zwei Fahrrädern mit Kinderanhänger und wir glücklich auf dem Bahnsteig.

Reisewarnung der SBB (Bild: Klaus Dapp)

Reisewarnung der SBB (Bild: Klaus Dapp)

Im Zug nach Paris hatte ich gelesen, dass es ein Problem auf der Bahnlinie zwischen Baden-Baden und Karlsruhe gibt. Leider machte die Deutsche Bahn keine Angabe, was eigentlich passiert war und auch am späten Abend war nicht klar, welche Züge tatsächlich fahren. Klar war nur, dass es einen Busersatzverkehr gibt… und damit war auch klar, dass ich den Grasshopper nicht mitnehmen konnte.

Mit einem Rotwein ließen wir diesen abenteuerlichen Tag zu Ende gehen.

Vélodyssée / Eurovelo 1 – Tag 2: Strasbourg – St. Pol de Léon / Roscoff (5.672 km)

Bahnhof in Strasbourg (Bild: Klaus Dapp)

Bahnhof in Strasbourg (Bild: Klaus Dapp)

Das morgendliche Packen hatte heute noch keine Routine. Das wird hoffentlich deutlich besser, wenn nicht Zugfahrt und Radtour gleichzeitig bedacht werden müssen. Wir verzichteten auf das Frühstücksbuffet und begnügten uns mit einem Kaffee und Croissant am Hauptbahnhof. Den hatten wir rasch erreicht – obwohl wir einen kleinen Umweg gefahren sind: Erfahrungswissen und GPS-Tracks passten nicht immer zusammen… Außerdem lässt sich das Garmin-Lila auf dem Gerät (62S) nicht immer gut erkennen. Da ergänzen sich meine Farbenfehlsichtigkeit und die Altersweitsicht…

Grasshopper im TGV (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper im TGV (Bild: Klaus Dapp)

Nach dem in Frankreich obligaten Warten auf die Bekanntgabe des Abfahrtgleises sind wir mit den rund 300 Mitreisenden zum Zug gegangen und haben ohne Probleme die Räder eingeladen. Dann ging es – teilweise mit über 300 km/h – nach Rennes. Dort erwartete uns ein mittleres Chaos, da der Bahnhof gerade umgebaut wird. Ein wenig nervös gingen wir in Richtung Regionalzug nach Morlaix. Die Zugbegleiterin räumte für uns das Fahrradabteil und schickte die dortigen Reisenden mit Koffern in einen fast freien Zugteil… es ist also nicht nur in Deutschland so, dass das Fahrradabteil eine magische Anziehungskraft ausübt. So kamen wir bequem Molaix. Die Einfahrt über das rund 60 Meter hohe Viadukt war beeindruckend.

Regenkleidung im Bahnhof Morlaix (Bild: Antje Hammer)

Regenkleidung im Bahnhof Morlaix (Bild: Antje Hammer)

Dann konnte die eigentliche Radtour beginnen… bei 16 Grad, leichtem Wind und mehr oder wenig starkem Regen. So mussten wir uns an die bepackten Räder und die teilweise unlogische Beschilderung gewöhnen. In Morlaix wedelte uns sogar die Ortspolizei in die richtige Richtung, Auf der Etappe kamen uns gefühlt ziemlich viele Räder entgegen. Offensichtlich wird Radtourismus auch hier immer populärer.

Auch im Regen war die hügelige Landschaft sehr abwechslungsreich. Den Blick auf die Meeresarmel die sich etliche Kilometer ins Landesinnere ziehen waren beeindruckend. Die Wege sind weitgehend autofrei bzw. wenig befahren. Dafür sind einige Wege nicht ansphaltiert, so dass die Räder ziemlich eingesaut wurden. Ab und an musste ich auch Deck aus den Scheibenbremsen rausbremsen. Wie anstrengend die Regenfahrt war, merkten wir auch daran, dass wir schon um 18:00 Uhr in Bett lagen.

Tag der offenen Tür bei HP Velotechnik (5.574 km)

Daniel Pulvermüller und Paul Hollants eröffnen den Tag der offenen Tür 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Daniel Pulvermüller und Paul Hollants eröffnen den Tag der offenen Tür 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Mehr als 600 Interessierte – und damit fast 100 mehr als im letzten Jahr – haben nach Einschätzung von Alexander Kraft, Pressesprecher von HP Velotechnik, den diesjährigen Tag der offenen Tür besucht. Neben den Liegerädern und dem angebotenen Programm trug dazu sicher auch das gute Wetter bei. Im Gegensatz zu den letzten Jahren gab es keine Gewitter am Nachmittag.

Der Main bei Kelsterbach - ein schöner Abschnitt auf der Fahrt zu HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Der Main bei Kelsterbach – ein schöner Abschnitt auf der Fahrt zu HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

So gab es auch für mich fast keine Ausrede mehr, nicht mit dem Rad zu fahren … nur um meine Herzallerliebste nicht zu früh zu wecken, war ich das erste Stück elektromobil unterwegs. Mit einer kurzen Zugfahrt schaffte ich es dann mit meinem Grasshopper noch rechtzeitig zur Begrüßung nach Kriftel.

Liegeradtandem auf dem Besucherparkplatz (Bild: Klaus Dapp)

Liegeradtandem auf dem Besucherparkplatz (Bild: Klaus Dapp)

Auch diesmal war ich wieder beeindruckt wie sauber und gut aufgeräumt die Fabrik war. Und auch diesmal gab es das Liegeradlächeln nicht nur auf dem Testparcours. Schon beim Empfang am Werkstor herrschte gute Laune. Wie immer gab es auch einige Selbstbauten oder umgebaute Liegeräder von Kundinnen und Kunden bzw. Interessierten zu sehen. Da ist mir mein Gebastel immer richtig peinlich.

Zweiradparade in der Werkhalle von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Zweiradparade in der Werkhalle von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Paul Hollants und Daniel Pulvermüller stellten in bewährter Art sehr unterhaltsam das Programm vor. Obwohl ich die Fakten inzwischen durchaus kenne – und Vieles hier auch nachzulesen ist – hatte ich wieder viel Spaß bei der Werksführung mit Paul Hollants. Ich mag einfach Menschen, die etwas aus Überzeugung machen. Und ich nehme Paul Hollants auch ab, wenn er zum Gewinn des Hessischen Exportpreises sagt „unser Ziel ist es, dass Liegeräder weltweit bekannt werden“.

Fanbotschaft im Entwicklungsbüro bei HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Fanbotschaft im Entwicklungsbüro bei HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Ich hatte den Eindruck, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich sehr über den Exportpreis gefreut haben und die damit verbundene Aufmerksamkeit alle stolz gemacht hat. Paul Hollants erläuterte am Beispiel der USA die Unterschiede zwischen den Märkten. So sind Kundinnen und Kunden in Deutschland bereit, ihr speziell nach ihren Wünschen gestaltetes Liegerad zu bestellen und – mehr oder weniger geduldig – auf die Lieferung zu warten. In den USA besteht dagegen der Anspruch, das Rad sofort mitzunehmen. Es ist sicher kein einfaches Unterfangen, diese sehr unterschiedlichen Anforderungen zu bedienen – aber offensichtlich gelingt das HP Velotechnik ganz gut. Damit kann das Winterloch im deutschen bzw. europäischen Markt gut überbrückt werden.

Neben vielem Anderen war es Paul Hollants auch wichtig auf die Ausbildungstätigkeit von HP Velotechnik hinzuweisen. Besonders gut finde ich dabei, dass HP mit Händlern zusammenarbeitet, so dass die Auszubildenden zum Zweiradmechatroniker nicht nur mit hochwertigen Liegerädern in Kontakt kommen sondern auch einmal mit Kaufhausrädern konfrontiert werden.

Tom Richter berichtet von seiner Familientour (Bild: Klaus Dapp)

Tom Richter berichtet von seiner Familientour (Bild: Klaus Dapp)

Ein besonderes Erlebnis war auch der Vortrag von Tom Richter. Selten habe ich einen „Aussteiger“ gesehen, der so normal war. Seine Tourbeschreibung war sehr anschaulich und zeigte die schönen und lustigen Seiten der von ihm, seiner Frau und seiner kleinen Tochter bereisten Länder ebenso wie die Schattenseiten und die schwierigen Situationen einer mehrmonatigen Radreise. Besonders witzig fand ich die Beschreibung der Begegungen seiner kleinen Tochter, die mit ihren blonden Haaren und weißenr Haut in den bereisten Ländern besonders auffiel und ihre Rolle „im Mittelpunkt zu stehen“ oft auch genossen hat.

Dass Tom Richter auch richtig gute Nerven hat, zeigte die Anekdote, dass er einmal sein Liegerad gegen ein Pferd tauschte. Das Pferd lief einfach weiter – während der Reiter versuchte mit dem Rad zu fahren und dabei natürlich auch erst einmal umfiel. Auch da zeigte sich wie robust die Streetmaschine ist… ich hätte da viel zu viele Bedenken gehabt, dass doch etwas wichtiges kaputt geht, für das es „in der Wallachei“ sicher keine Ersatzteile gibt.

Werkbank in der Prototypenwerkstatt von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Werkbank in der Prototypenwerkstatt von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Natürlich wollte ich auch ein paar spezielle Informationen gekommen, was es im Zweiradbereich auf der Eurobike Neues gibt. Alexander Kraft hat sich ein wenig gewunden. Aber immerhin konnte ich ihm entlocken, dass es vor oder zur Eurobike eine neue Webseite geben soll. Und er deutete an, dass es nach den vielen Innovationen im Dreiradbereich in den letzten Jahren dieses Jahr etwas neues bei den Zweirädern geben wird. Auf meine Frage, ob ich schon mal das Sparen anfangen soll, wollte er nicht konkret antworten – ich plane einen Besuch der Eurobike ein und bin gespannt, was es dort am Stand von HP Velotechnik dann als Neuheiten zu sehen gibt.

Nach dem Kauf einer Tube Sonnencreme und kräftigem Eincremen fuhr ich bei bestem Radwetter zurück nach Darmstadt: Mit der Fähre über den Main, am und unter dem Frankfurter Flughafen entlang und zum Schluss weitgehend durch Feld und Wald. Dort konnte ich der Herzallerliebsten dann berichten, dass das Publikum bei Liegeradveranstaltungen inzwischen bunt gemischt ist. Neben den Freaks (nicht böse gemeint, ich „schwätz auch gerne Speichen“) und der Reha-Fraktion interessieren sich inzwischen auch Familien für spannende Fahrräder – HP Velotechnik hat dafür wieder eine Kinderbespaßung eingerichtet, damit die Eltern Räder schauen können. Vielleicht entwickelt HP Velotechnik zukünftig auch ein Familienrad wie das Stufentandem Pino

Mit der Fähre Okriftel über den Main (Bild: Klaus Dapp)

Mit der Fähre Okriftel über den Main (Bild: Klaus Dapp)

Radweg unter der Landebahn des Frankfurter Flughafens (Bild: Klaus Dapp)

Radweg unter der Landebahn des Frankfurter Flughafens (Bild: Klaus Dapp)

"Parkplatz" am Frankfurter Flughafen (Bild: Klaus Dapp)

„Parkplatz“ am Frankfurter Flughafen (Bild: Klaus Dapp)

"Bettelbahnübergang" - aber nachdem die Züge durch waren, durfte ich sofort durch (Bild: Klaus Dapp)

„Bettelbahnübergang“ – aber nachdem die Züge durch waren, durfte ich sofort durch (Bild: Klaus Dapp)

"Bettelbahnübergang" (Bild: Klaus Dapp)

„Bettelbahnübergang“ (Bild: Klaus Dapp)