Archiv für den Monat: September 2017

Mein Besuch auf der Eurobike 2017 (7.000 km)

Ortliebs Blick zurück auf die Anfänge aus der Eurobike 2017

Ortliebs Blick zurück auf die Anfänge aus der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

„Für mich machst Du so was nicht“ quengelte die Herzallerliebste vor dem Aufstehen und auch ich frage mich auf dem Weg zum Bus, ob der Aufwand gerechtfertigt ist… Aber ich war gespannt, was es wirklich Neues gibt. Und um ein etwas breiteres Bild zu bekommen, habe ich das erste mal an einem geführten Rundgang für Blogger genommen.

Leider hat der ÖPNV in Friedrichshafe völlig versagt. Ich bin um 8:42 angekommen. Die von der Messe gecharterten Direktbusse sind leider wegen Stau nicht gekommen… die Idee, die Busse über den Messezubringer zu schicken, kommentiere ich lieber nicht. 9:10 Uhr kam dann endlich ein erster Bus. Der Fahrer verkaufte dann 10 Minuten lang Einzeltickets verkauft statt einen Versuch zu unternehmen, die Verspätung einzuholen. Der Standardlinienbus reichte natürlich nicht aus, so dass mindestens 100 Menschen zurückbleiben mussten. Statt 9:13 kam ich dann 9:45 endlich an und verpasste damit leider das „Speeddating“ mit einigen Firmenvertreterinnen und -Vertretern. Meine Frage an die Messevertreter, ob das eine eindrucksvolle Demonstration für die Vorteile des Fahrradverkehrs sein sollte, wurde verneint. Meine Anregung solle aufgegriffen werden, ich bin gespannt.

Bei einer Butterbrezel und Kaffee kam ich dann mit einigen anderen Bloggerinnen und Bloggern ins Gespräch, bevor es mit dem Blogger-Rundgang losging. Das Spektrum reichte von Profis wie Anita Posch von den Bikesisters oder Carolin Ott-Friesl, die Ciclista, die „in Medien“ arbeiten und entsprechend anspruchsvolle Blogs haben … bis hin zu Laien wie mir, die Ihre Gedanken mit ein paar Bildern zusammen ins Netz stellen und sich daran freuen.

Mir hat der Blogger-Rundgang viel Spaß gemacht. Das Team rund um Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad und die Messe Friedrichshafen haben sich eine spannende Runde ausgedacht Und mich damit in Bereiche gelockt, die ich sonst nicht angeschaut hätte. Gunnar stellte auf dem Weg jeweils kurz die Firmen vor und es wurde wieder einmal deutlich, dass er wirklich schon lange im Fahrradbereich aktiv ist und sich auch mit den Hintergründen auskennt.

Präsentation bei GARMIN - Blogger-Rundgang auf der Eurobike 2017

Präsentation bei GARMIN – Blogger-Rundgang auf der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Die erste Station war die Firma Garmin, die einer der Pioniere der GPS-Geräte ist. Am Stand wurde das neue Modell Edge 1030 vorgestellt. Als besondere Neuerung wurde die längere Laufzeit von bis zu 20 Stunden hervorgehoben. Darüber hinaus nutzt das Gerät die Daten, die Nutzerinnen und Nutzer auf dem Portal „Garmin Connect“ hochgeladen haben. Nach dem Motto „Wo schon Viele gefahren sind, kann es so schlecht nicht sein“ werden die Informationen beim Routing berücksichtigt. Ein spannender Ansatz, der auch von manchen Apps wie Bike Citizens genutzt wird. Mich interessierte das große und gut ablesbare Display – meiner Altersweitsicht würde eine größere Schrift usw. weiterhelfen. Bei meiner letzten Tour ist mir öfter aufgefallen, dass ich die Ortsnamen auf dem kleinen Display meines GPS-Gerätes (GPSMAP 62) beim Fahren kaum noch lesen kann. Einem Umstieg auf ein neues System steht bei mir die Bedienung per Touch-Screen entgegen. Ich bin ein großer Freund der bei allen Wetterlagen funktionierenden Tastenbedienung.

Als weiteres neues Produkt wurde die Vektor-Pedale zur Leistungsmessung. Hier ist es Garmin gelungen, das Gesamtsystem in die Pedale zu integrieren um damit die erbrachte Leistung anzusetzen. Für knapp 1000 Euro ist das eine Trainingshilfe für sehr ambitionierte Sportlerinnen und Sportler…

Begeisterung bei Bianchi am Stand der Eurobike 2017

Begeisterung bei Bianchi am Stand der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Richtig Spaß gemacht hat der Standbesuch bei Binachi. Gunnar stellte die Firma als italienische Traditionsfirma im Rennradbereich vor und betonte, dass Binachi sogar einen eigenen Farbton für die Räder entwickelt hat. Bei der Standführung bekamen wir in bestem italienischen Englisch mit viel Begeisterung vorgetragen, dass mit dem neuen Konfigurator die Möglichkeit besteht, das gewünschte Rad in einer breiten Palette von Farbtönen zu bestellen – selbstverständlich auch in der Originalfarbe. Mit den 20.000 Möglichkeiten lassen sich damit individuelle Räder herstellen.

Überraschend war die Vorstellung eines E-Bikes mit italienischem Motor für viele Anwendungsbereiche das nur 14 Kilogramm wiegt.

Auf große Skepsis der rennradaffinen Blogger stieß die Ankündigung, künftig mit Ferrari zu kooperieren. Dabei ist auch vorgesehen, die Produkte in speziellen Showrooms zu präsentieren und die Kundengruppe exklusiv anzusprechen. Auf die kritischen Nachfragen, was das den Kundinnen und Kunden bringe, wurde darauf hingewiesen, dass damit ein bezahlbares Exklusivangebot geschaffen werden solle. Mit der Kooperation würden die Ferrari DNA ins Radfahren integriert. Die Gesichter der Fachblogger wirkten nicht sehr überzeugt…

Van Nicholas - Schöne Räder bei Koga auf der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Van Nicholas – Schöne Räder bei Koga auf der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Bei der Marke Koga konnte ich Dank Gunnars Einführung lernen, dass sie aus den Niederlanden kommt – und nicht wie ich dachte aus Japan. Die Ausrichtung liegt bei sportlichen Rädern.

Im Mittelpunkt der Vorstellung standen Highend T-Tourenräder die wegen (oder trotz) der hochwertigen Ausstattung u.a. mit Rohloff-Schaltung und Zahnriemen um die 6.000 Euro kosten. Dafür erhalten die Kundinnen und Kunden ein solides hochwertiges Rad, mit dem sich sicher mit viel Spaß auch große Entfernungen zurücklegen lassen. Da passt es gut ins Bild, dass Koga das Projekt unterstützt, mit dem Rad in 80 Tagen um die Welt zu fahren.

Für Liebhaber und sicher auch um Kompetenz zu beweisen führt Koga die Marke Van Nicholas für Titanräder. Damit wird der Beweis angetreten, dass auch schöne Räder im Retro Look mit Hightech Komponenten zu richtig edlen Gefährten werden können. Alleine dass alle Kabel im Rahmen verschwinden gibt ein sehr aufgeräumtes und edles Bild.

Haibike wurde von Gunnar als Pionier für die Elektrifizierung der Sporträder vorgestellt. In weiten Teilen der Vorstellung fühlte ich mich ein wenig an die IAA erinnert … schneller, härter, breiter. Aber vielleicht lassen sich einige Ideen auch einmal auf das „normale Radfahren“ übertragen. Sicher spannend ist die Digitalisierung der E-Bikes. Neben Routing und Live Tracking besteht durch die eingebauten Komponenten die Möglichkeit einer direkten Unfallmeldung und der Verfolgung des Rades bei Diebstahl.

Interessant fand ich die Antwort auf die Nachfrage von Gunnar, ob es zukünftig überhaupt noch Mountainbikes ohne E-Unterstützung geben wird. Da die Mehrzahl der Nutzerinnen und Nutzern auf Waldwegen fahre, werde es sicher auch zukünftig Sporträder ohne Unterstützung geben. Allerdings werde die Mehrheit hin zur E-Unterstützung gehen, da dadurch der Rhythmus Schmerzen, Schmerzen, Glück umgewandelt werde in dauerhafte Freude.

Heiko Truppel und Paul Hollands (Bild: Klaus Dapp)

Heiko Truppel und Paul Hollands (Bild: Klaus Dapp)

HP Velotechnik wurde von Gunnar als wirkliches Nischenunternehmen angekündigt. Heiko Truppel wollte gleich mit den Neuheiten beginnen, stellte dann aber die Frage, wer eigentlich Liegeräder kenne. Das Ergebnis war doch etwas erschütternd: es hoben sich nur zwei oder drei Hände. Das nahm Heiko zum Anlass, kurz die Entwicklung bei HP von den Zwei- zu den Dreirädern darzustellen. Besonders gut hat mir gefallen, dass Paul Hollands quasi auf das Stichwort als Firmenchef mit einem Trike vorfuhr und jeweils zu den beschriebenen Besonderheiten das entsprechend Rad präsentierte.

Beeindruckt hat vor allem die nichtdeutschen Blogger, dass HP rund 50 Prozent seiner Räder exportiert… und damit 2017 sogar eine Auszeichnung des Hessischen Wirtschaftsministers erhalten hat.

Als eine Neuheit stellte Heiko den Blinker vor und betonte, dass dieser den besonderen deutschen Vorschriften entspricht … was ein wenig Irritation bei den ausländischen Bloggern auslöste, als er kurz erläuterte, was für ein Aufwand das war.

Bei der Pinion-Schaltung als weiterer Neuheit erläuterte er den Aufwand, der im Bereich der Kettenführung notwendig war, um den Qualitätsanspruch von HP Velotechnik zu erfüllen. Nicht nur bei mir kam die Aussage gut an, dass HP nicht etwas Neues einführe weil es neu sei, sondern wenn es für die Liegeräder gut sei.

Zum Abschluss des Blogger-Rundgangs besuchten wir den Stand von Simplon. In bestem Schwarzenegger-Englisch wurde das Sortiment und die Neuheiten vorgestellt. Ich kannte Simplon eigentlich nur als Hersteller von Tourenrädern – dabei ist Simplon auch im Mountain-Bike Bereich sehr aktiv. Dabei spielt auch die E-Unterstützung eine große Rolle.

Ein echter Hingucker ist das Rennrad „Pride“. Um den Windwiderstand zu senken, wurde der Vorbau geteilt, damit die Luft hindurchströmt. Außerdem wurden alle Kabel in den Rahmen integriert. Das trägt nicht nur zur Verminderung des Luftwiderstandes bei, das sieht auch richtig gut aus. Bevor ich allerdings über 5.000 Euro für ein solches Rad ausgeben würde, würde ich doch mal nach einem Liegerad schauen, dessen Windwiderstand sicher geringer ist …

Innovation oder Schnickschnack - Elektrische Rohloffschaltung für das E-Bike (Bild: Klaus Dapp)

Innovation oder Schnickschnack – Elektrische Rohloffschaltung für das E-Bike (Bild: Klaus Dapp)

Nach dieser interessanten Tour gönnte ich mir eine kleine Pause, um dann auch noch einmal zum HP Stand zu gehen … aber das gibt dann vielleicht noch einen weiteren Beitrag.

Eurobike 2017 – die Tuning-Show für Radfahrer?

Auf der Herrentoilette bei der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Auf der Herrentoilette bei der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Nachdem ein Kollege nach einer kurzen Beschreibung, was ich auf der Eurobike anschauen will, trocken anmerkte, dass sich das doch sehr nach Tuning-Messe anhört, war ich ein bisschen sensibilisiert. Aber für das peinliche sexistische Plakat über dem Pissoir im Männerklo hätte ich keine Sensibilisierung gebraucht…

Azub Fat-Trike (Bild: Klaus Dapp)

Azub Fat-Trike (Bild: Klaus Dapp)

Auch bei so manchem Mountainbike-Hersteller galt das Motto aus der SUV-Werbung: breiter, schwerer, stärker. Das E-Mountainbike erfreut sich großer Nachfrage. Am Haibike-Stand wurde mir das plausibel erklärt: Statt Schmerzen, Schmerzen, Glücksgefühl wird mit der E-Unterstützung das Glücksgefühl auch bergauf erreicht. Azub als Liegeradhersteller bedient ebenfalls das Klientel der technikbegeisterten Männer mit einem Fat-Trike. Die Jungs am AZUB Stand waren schon etwas pikiert als ich fragte, ob das ein landwirtschaftliches Gerät sei.

Schicke Regenkleidung auf der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Schicke Regenkleidung auf der Eurobike 2017 (Bild: Klaus Dapp)

Aber es gab auch geschlechtsspezifische Angebote, die mir gefallen haben: Unter dem Label „Georgia in Dublin“ wird Regenkleidung hergestellt, die richtig spannend aussieht. Bei so einem Hingucker braucht es sicher keine Warnweste mehr.

Weste mit Netzrücken (Bild: Klaus Dapp)

Weste mit Netzrücken (Bild: Klaus Dapp)

Beim Zubehör gibt es wie immer viel kurioses aber auch praktisches. Für Menschen, die liegend unterwegs sind, sind mir bei Vaude und bei Gore jeweils eine Weste aufgefallen, die auf der Bauchseite einen Windstopper haben und am Rücken nur ein Netz: Beide Versionen schienen mir wasserabweisend zu sein. Damit wären sie sehr gut für Liegeräder geeignet, da das Wasser ja nur von vorne und oben kommt. Leider gibt es keine entsprechenden Jacken. Das wäre ein echter Fortschritt beim Liegeradeln und beim Wandern mit Rucksack.

Abus Bordo mit Alarmanlage (Bild: Klaus Dapp)

Abus Bordo mit Alarmanlage (Bild: Klaus Dapp)

Einige interessante Entwicklungen sind mir bei Abus aufgefallen. Die Bordo 6000 Reihe wird mit einer eingebauten Alarmanlage ergänzt. Die Bordo 6500 Reihe wird um eine längere Version erweitert und Abus selber macht (endlich) aktiv Werbung dafür, dass sie gleichschließende Schlösser anbieten. D.h. mit einem Schlüssel können beispielsweise das Vorhängeschloss an der Kellertür, der Akku vom E-Bike und verschiedene Fahrradschlösser genutzt werden. Im letzten Jahr übersehen habe ich die damals neu eingeführte Halterung, die ein Entnehmen nach vorne statt nach oben ermöglicht, was an vielen Rädern wesentlich praktischer ist. Ich muss mir dagegen noch eine alte Halterung zurücklegen, da mein Platz am Grasshopper für eine Entnahme nach oben optimiert ist.

Und was gibt es Neues bei Hase und HP?

Das neue Trike von Hase: Das Trigo (Bild: Klaus Dapp)

Das neue Trike von Hase: Das Trigo (Bild: Klaus Dapp)

Hase kommt mit einem neuen Einsteigermodell an den Markt. Das Trigo bzw. das Trigo UP werden komplett in Taiwan gefertigt, um den günstigen Preis zu erreichen. Außerdem gibt es klar definierte Pakete, die mit weiteren Paketen ergänzt werden können. Dazu gehört auch der STEPS Motor, der durch einen Fachbetrieb sehr einfach und schnell nachträglich eingebaut werden kann. Wie von Hase gewohnt sieht Alles sehr gut verarbeitet aus. Das Rad wird von den Händlern auch schon gut bestellt, so dass sich die Liegeradlandschaft schon bald ein wenig verändern könnte. Darüber hinaus gibt es diverse Detailverbesserungen und Zubehör. Das Spektrum reicht vom neuen Parkständer für gefederte Trikes bis zu einer Montagehilfe zum Einstellen der Spur.

Das neue Design des Grasshoppers von HP (Bild: Klaus Dapp)

Das neue Design des Grasshoppers von HP (Bild: Klaus Dapp)

HP stellt kein neues Modell vor – dafür wurden viele kleine Ergänzungen und Verbesserungen vorgenommen. Am auffälligsten ist das neue Corporate Design, das durch Aufkleber auf den Rahmen gebracht wird. Das ist sicher Geschmackssache – an einigen Stellen ist es sicher ein Hingucker, ebenso wie das Metall-Typenschild. Technisch am aufwändigsten ist wohl die Integration der Pinion-Schaltung in den Ausleger und die Kombination mit den Motoren. HP bietet damit eine breite Palette von Möglichkeiten für sehr viele Wünsche. Ich bin gespannt, ob sich ein klarer Trend herausbilden wird.

Rad-Akrobatik im Rahmen der Modeschau (Bild: Klaus Dapp)

Rad-Akrobatik im Rahmen der Modeschau (Bild: Klaus Dapp)

Mir hat es trotz knapper Zeit wieder viel Spaß gemacht und ich stehe auch dazu, dass ich die Modeschau mit den aktobatischen Einlagen ziemlich beeindruckend fand – auch wenn das ebenso wie die vielen Hostessen durchaus an die Internationale Automobilausstellung oder eine Tuning-Show erinnerte.

Und ich hatte auch wieder viele tolle Begegnungen mit fahrradbegeisterten Menschen wie an den Ständen von Hase, HP, Rohloff oder Schmidts Nabendynamo, wo die Freude spürbar war, mit den Produkten Radfahren für die Kundinnen und Kunden attraktiver zu machen.