Archiv für den Monat: April 2015

SPEZI 2015 (1072km)

Testparcours auf der Spezialradmesse 2015 (Bild: Klaus Dapp)

Testparcours auf der Spezialradmesse 2015 (Bild: Klaus Dapp)

Eigentlich wollte ich diesmal ja mit dem Rad zur Spezialradmesse (SPEZI) fahren. Leider ließ sich das terminlich nicht einrichten. Deshalb saß ich dann am Freitag doch etwas grummelnd im Büro und bin am Samstag ohne Rad mit der Bahn nach Germersheim gefahren. In Heidelberg wurde das erste Liegerad in den Zug geschoben und ab Mannheim stieg die Zahl der vor allem männlichen Träger von Outdoor- Kleidung deutlich an und ich war nicht der einzige schlecht Rasierte. Aber es war auch dieses Jahr wieder gut zu sehen, dass sich die Spezi weiterentwickelt und sich das auch auf das Publikum auswirkt.

Die Bandbreite der Modelle hat weiter zugenommen. Bei den Zweirädern ist mir nicht so viel aufgefallen … vielleicht habe ich letztes Jahr vor dem Kauf meines Grasshoppers zu gründlich geschaut? Dazu kommt, dass ich bei echten Renn-Tiefliegern und Carbon-Rennsemmeln nicht so genau hinschaue … ich bräuchte vermutlich Begleitpersonal, das mir am Ende einer Fahrt wieder aufhilft. Diesmal habe ich mir vor allem Weiterentwicklungen bei Trikes angeschaut.

Eigenbau eines Besuchers der SPEZI 2015 (Bild: Klaus Dapp)


Eigenbau eines Besuchers der SPEZI 2015 mit Vorderradantrieb (Bild: Klaus Dapp)

Sehr spannend war auch wieder das Umfeld. Diverse Basteleien waren zu sehen, das Spektrum reichte von sehr abenteuerlich bis professionell. Nicht alle Ideen habe ich begriffen (siehe Gepäckträger im Modell oben … aber so einige Ansätze waren sehr interessant.

Sehr angenehm waren die diversen Begegnungen mit den anderen Besucherinnen und Besuchern. Neben technischen Fachsimpeleien ließ sich auch gut über Nussecken und deren Verfügbarkeit diskutieren. Auch an den Ständen hatte ich viele interessante Gespräche.

Stand von HP Velotechnik auf der SPEZI 2015 (Bild: Klaus Dapp)

Stand von HP Velotechnik auf der SPEZI 2015 (Bild: Klaus Dapp)

Zuerst habe ich HP Velotechnik besucht.  Und gleich vorweg, ich hatte den Eindruck, dass die halbe Belegschaft da war und sich wirklich sehr intensiv allen möglichen und unmöglichen Fragen und Anliegen angenommen hat. Ich wollte mein Problem mit der Lenkerklemmung ansprechen und die neuen Trike Modelle anschauen.

Bei der Lenkerklemmung war ich ein bisschen erleichtert, dass auch beim Ausstellungsmodell die Unterlagscheibe verbogen war. Ich bin also nicht völlig unfähig… Im Gespräch zeigte sich, dass das Problem bekannt ist. Es stehen zwei Ziele gegeneinander. Eine Klemmung, die bei einer gewissen Kraft nachgibt, wirkt Schäden am Lenker bei einem Sturz entgegen. Dadurch lässt sich das Rad dann aber nicht mehr am Lenker hochheben bzw. die Kellertreppe runtertragen. Wir haben vereinbart, dass sich die Experten meine Fotos, die ich mitgebracht habe, anschauen und ggf. der Vorbau getauscht wird. Ich werde darüber bei Gelegenheit berichten.

Ansonsten haben wir noch etwas über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kettenschmierungen gefachsimpelt. Die „Jungs“ haben sich viel Mühe gegeben und ich werde gelegentlich auch zum Thema Kette weiter berichten. Natürlich habe ich noch ein wenig die neuen breiteren und höheren Trikes angeschaut. Beim Tag der offenen Tür muss ich da mal ein paar Probefahrten machen.

Danach habe ich am Stand von Schmidts Original Nabendynamo (SON) versucht die Frage zu klären, warum bei meinem Birdy die Kombination aus SON und Busch und Müller Bremslicht den Bremsvorgang nicht anzeigt. Alle dort angesprochenen Punkte scheinen nicht zuzutreffen. Mit Herrn Schmidt war ich einig, dass zuviel Elektronik am Rad nicht gut tut. Wer gerne mit echten Überzeugungstätern redet, ist bei ihm immer richtig. Dann bin ich zu Busch und Müller weitergezogen. Auch dort hatte ich viel Spaß am Stand. Nachdem ich klarmachen konnte, dass ich das Grundprinzip verstanden habe und mit Busch und Müller in den letzten Jahrzehnten eigentlich immer sehr zufrieden war, sind wir das Problem angegangen. Damit sich das Licht am Stand testen ließ, waren ein paar Umbauarbeiten notwendig … aber ich war wohl noch früh genug da um noch nicht zu sehr zu nerven. Durch Zufall kam dann noch Herr Schmidt am Stand vorbei und ich habe ihn natürlich gleich angesprochen, dass es jetzt ernst wird … wir hatten dann gemeinsam viel Spaß über die Frage zu diskutieren, was denn nun „Glump“ ist: Dynamo, Lampe oder die Kombination. Bei allem Spaß war das Ergebnis leider noch nicht wirklich hilfreich… die Lampe im Einzelbetrieb funktioniert einschließlich Bremslichtfunktion und mit dem Dynamo am Stand hat auch alles wunderbar funktioniert. Jetzt muss ich wohl noch mal das Kabel kritisch anschauen und alle Möglichkeiten zur Fehlplanung auszuschließen… mal sehen, wann ich dazu komme.

Auf der Liste stand auch noch ein Besuch bei Ventisit. Dort habe ich eine extra luftige Auflage gekauft – die Auflage von HP Velotechnik auf meinem Grasshopper funktioniert zwar noch gut, aber bei meinem Gewicht habe ich den Eindruck, dass ich die immer mehr zusammendrücke. Bei meiner Schwitzerei kann zudem mehr Durchlüftung durch eine dickere Matte nicht schaden. Und bevor es eilig wird und ich die Matte bei Ventisit im Internet kaufen muss oder mühsam einen Händler suche, wollte ich die Matte auf der Messe noch einmal probesitzen. Da ich beim Ostrad mit einem kleinen Kissen auf der Sitzfläche sehr zufrieden war, habe ich mich dann zum Kauf entschlossen. Zum Glück ist die Montage jetzt nicht eilig, denn ich will ja Radfahren und nicht (nur) basteln. Vor allem muss ich rasch das Falten lernen und üben, damit der Urlaub mit Zug und Rad klappt.

Gürtel aus Fahrradmänteln und Schläuchen am Stand von velo-re (Bild: Klaus Dapp)

Gürtel aus Fahrradmänteln und Schläuchen am Stand von velo-re (Bild: Klaus Dapp)

Zum Besuch der Spezi gehört natürlich auch ein Besuch bei Bettina Gallizi von velo-re. Sie fertigt schon seit Jahren Gürtel, Taschen usw. aus Fahrradschläuchen und Mänteln. Ich bewundere immer wieder ihren Elan – und die Idee ist einfach klasse.

Nach der Shopping-Runde, die diesmal doch etwas länger gedauert hat als geplant, bin ich dann endlich noch auf dem Testparcour rumgefahren. Vor allem habe ich die Chance genutzt, mit schnellen Dreirädern um den Busbahnhof zu sausen. Es macht einfach riesig Spaß, damit Runden zu ziehen.

Beim E-Bike-Parcour habe ich habe ich diesmal nur geschaut. Der Andrang war extrem groß und so spannend fand ich die Neuigkeiten nicht – ich brauche zumindest kein Fatbike, das so viel Kraft braucht, dass eine E-Unterstützung notwendig ist… und viele Modelle sind nur ein wenig fortentwickelt worden.

Transportlösungen auf der Spezi 2015 (Bild: Klaus Dapp)

Transportlösungen auf der Spezi 2015 (Bild: Klaus Dapp)

Insgesamt war es wieder ein sehr schöner Tag und ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Mal sehen, ob ich es dann per Rad schaffe. Auf der Rückfahrt im Zug habe ich noch eine besondere Überraschung im Programmheft gesehen – im letzten Jahr bin ich gemeinsam mit der Frau vor mir in der Warteschlage das Load von Riese und Müller gefahren, denn Lastenradfahren ist ja nur mit Ballast interessant. Ich habe damals ihren Mut bewundert, einfach mal einzusteigen … wie das Bild aus dem Programmheft zeigt, hatte sie wohl auch Spaß dabei.

Bild aus dem Programmheft der SPEZI 2015: "Spaß auf dem E-Parcours" (Bild: Ludger Hörmann)

Bild aus dem Programmheft der SPEZI 2015: „Spaß auf dem E-Parcours“ (Bild: Ludger Hörmann)

P.S. Einen besonderen Dank an das SPEZI-Team für die Überlassung des Bildes.

Von Residenz zu Residenz (1038km)

Schloss Karlsruhe (Bild: Klaus Dapp)

Schloss Karlsruhe (Bild: Klaus Dapp)

Da ich beruflich öfter in Karlsruhe bin, weiß ich, dass auf der Bahnverbindung brauchbare Fahrradwagen eingesetzt werden. Ich habe mir deshalb eine Reservierung besorgt und sogar auf Nachfrage erfahren, dass es möglich ist für Spezialräder eine Reservierung für Tandems zu bekommen.

Die Ernüchterung fing schon im Hauptbahnhof an … es wurde angekündigt, dass im Zug keine Reservierungen angezeigt werden. Aber immerhin war ein Fahrradwagen da (im Gegensatz zur Fahrt nach Uelzen). Es war dann auch gut, dass keine Reservierungen angezeigt waren. Die Tandemplätze sind die Plätze mit den Haken an der Decke, die damit für einen Kurzlieger vollig ungeeignet sind, da ich ja das Vorderrad nicht einhängen kann.

In Karlsruhe bin ich dann nicht dem Routenvorschlag des Radroutenplaners Baden-Württemberg gefolgt und bin um die Straßenbahn-Großbaustelle herum gefahren. Nach dem Schloss führt dann der asphalterierte Weg eben bis leicht bergab erst einmal gerade durch den Wald.

Allee vom Karsluher Schloss nach Graben (Bild: Klaus Dapp)

Allee vom Karsluher Schloss nach Graben (Bild: Klaus Dapp)

Nach einiger Zeit habe ich das 1956 gegründete Kernforschungszentrum Karlsruhe erreicht. Der Name wurde inzwischen geändert und die Wiederaufarbeitungsanlage und andere Teile der Forschung zur Atomenergie werden inzwischen rückgebaut … allerdings ist das 2009 im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) aufgeganene Fernforschungszentrum auch heute noch für die Nutzung der Atomenergie aktiv.

Forschungsreaktor des Kernforschungszentrums Karlsruhe (Bild: Klaus Dapp)

Forschungsreaktor des Kernforschungszentrums Karlsruhe (Bild: Klaus Dapp)

Ehemalige Wiederaufarbeitungsanlage des Kernforschungszentrums Karlsruhe (Bild: Klaus Dapp)

Ehemalige Wiederaufarbeitungsanlage des Kernforschungszentrums Karlsruhe (Bild: Klaus Dapp)

Auch das nächste Zwischenziel hat ein strahlendes Thema – das Atomkraftwerk Philippsburg, dessen Block zwei noch bis 2019 laufen soll. Block 1 wurde nach Fukushima 2011 abgeschaltet und nicht wiederangefahren.

Atomkraftwerk Phillipsburg (Bild: Klaus Dapp)

Atomkraftwerk Phillipsburg (Bild: Klaus Dapp)

Im weiteren Verlauf strahlte vor allem die Sonne … und in Rheinhausen habe ich eine Pause mit Rheinblick gemacht.

Rasplatz am Rhein bei Rheinhausen (Bild: Klaus Dapp)

Rastplatz am Rhein bei Rheinhausen (Bild: Klaus Dapp)

In unmittelbarer Nähe hat es sich noch ein Storch bequem gemacht.

Storch bei Rheinhausen (Bild: Klaus Dapp)

Storch bei Rheinhausen (Bild: Klaus Dapp)

Das nächste Zwischenziel war das Schloss in Schwetzingen. Die Anlage ist auch von außen beeindruckend … wieder ein Ziel für die „da muss ich noch mal hin“-Liste.

Schloss in Schwetzingen (Bild: Klaus Dapp)

Schloss in Schwetzingen (Bild: Klaus Dapp)

Das Spargeldenkmal auf dem Marktplatz soll an den berühmten Schwetzinger Spargel erinnern … mich hat das zu einem kurzen Mittagessen inspiriert. Danach ging es dann weiter Richtung Mannheim.

Spargelbäuerin auf dem Schwetzinger Marktplatz (Bild: Klaus Dapp)

Spargelbäuerin auf dem Schwetzinger Marktplatz (Bild: Klaus Dapp)

Auf dem nächsten Abschnitt habe ich dann die Sand-Gängigkeit des Grasshoppers ausgereizt. Die Wegstecke war teilweise gerade noch befahrbar und ein einigen Stellen war mir nicht ganz nachvollziehbar, warum ich über sandige Feldwege geeiert bin und in etwas Abstand ein kleines Sträßchen verlief. Ich war deshalb froh, in Ladenburg an die Neckarbrücke zu kommen. Und jetzt weiß ich endlich, dass das Brückenstück, das ich oft vom Zug aus sehe, nicht eine alte Brücke ist sondern eine begehbare Skulptur.

Brückenskulptur in Ladenburg am Neckar (Bild: Klaus Dapp)

Brückenskulptur in Ladenburg am Neckar (Bild: Klaus Dapp)

Mein nächstes Zwischenziel war der Bahnhof in Mannheim-Friedrichsfeld. Dort hätte ich in die Regionalbahn nach Darmstadt steigen können. Da ich mich aber noch ganz gut fühlte, habe ich mich entschlossen, weiter zu fahren. Dabei habe ich auch die ersten 1000 Kilometer mit dem Grasshopper erreicht.

1000 Kilometer (Bild: Klaus Dapp)

1000 Kilometer (Bild: Klaus Dapp)

Mit der Zeit wurden nicht nur die Beine müde und ich habe mich gefreut, als die Starkenburg oberhalb von Heppenheim sehen konnte.

Starkenburg oberhalb von Heppenheim (Bild: Klaus Dapp)

Starkenburg oberhalb von Heppenheim (Bild: Klaus Dapp)

Die Radwegeführung in Heppenheim und insbesondere in Bensheim ist zum Abgewöhnen. Offensichlich hat die Stadt Bensheim einen teil der Radwegebeschilderung abgebaut, die Autofahrer sind aber gewöhnt, dass Radfahrer nicht auf der B3 fahren und auf die Gehwege flüchten, diese sind aber gleichzeitig zugeparkt, da sie ja offziell kein Radweg mehr sind. Das muss ich mir für zukünftige Fahrten an der Bergstraße unbedingt merken.

In Alsbach-Hähnlein wollte ich eigentlich in die Straßenbahn steigen und mir die restlichen Kilometer sparen … leider hatte ich die gerade verpasst. Also bin ich noch weiter nach Darmstadt-Eberstadt gefahren. Nur die letzten 3 Kilometer habe ich mir dann doch gespart – da gilt ja auch meine Jahreskarte.

Der erste Langzeittest ist gemacht – 120 Kilometer ohne Rücken- oder Nackenschmerzen waren zwar anstrengend haben aber auch Spaß gemacht. Und falls jemand ins Höhenprofil schaut … ja, es ging bergab und das war auch gut so!

Schlanker werden (840km)

Hörnchen mit Spielgel an der rechten Seite (Bild: Klaus Dapp)

Hörnchen mit Spielgel an der rechten Seite (Bild: Klaus Dapp)

Nach einigen Monaten Überlegen, habe ich mich entschieden, das Hörnchen und den Spielgel an der rechten Seite abzuschrauben und das Fahrrad damit schlanker zu machen (mich hat das Radfahren in den letzten Monaten leider nur ein bisschen schlanker gemacht). Die Nachteile überwogen leider die Vorteile.

Folgende Nachteile haben sich herausgestellt:

  • Da ich das Rad über eine Treppe in den Fahrradkeller schaffen muss, ist das Rein- und Rausgehen immer eine Hakelei. Das fängt schon an der Tür zum Fahrradkeller an, für die der Lenker mit Hörnchen rechts und links ca. 5 cm zu breit ist,
  • Außerdem musste ich an den allseits geliebten Drängelgittern und Engstellen auf Radwegen immer wieder aufpassen, dass ich nicht auf einer Seite einen Spiegel abreiße.
  • Zuletzt hat es sich bei Bahntransporten insbesondere in Nahverkehrszügen als unvorteilhaft erwiesen, dass ich das Rad nicht an eine Seite anlehnen kann.

Mit der Entscheidung muss ich auf folgende Nachteile verzichten:

  • Der zweite Außenspiegel hat den Rückblick verbessert – allerdings ist der linke Spiegel wesentlich wichtiger.
  • Die Hörnchen auf beiden Seiten haben ein wenig Cockpit-Feeling vermittelt – und der Platz für die Airzound-Hupe war ideal.
Radroute zwischen Griesheim und Trebur (Bild: Klaus Dapp)

Radroute zwischen Griesheim und Trebur (Bild: Klaus Dapp)

Da ich mir nicht ganz sicher war, wie der Schalthebel der Rohloffschaltung zu demontieren ist, bin ich nach Trebur zu Fahrrad Claus gefahren, bei dem ich den Grasshopper gekauft habe. Für den Weg dorthin habe ich mal wieder dem Radroutenplaner Hessen vertraut. Die Route war bei dem schönen Wetter gut zu fahren, ich war nur wieder froh, dass ich mich gegen ein Dreirad entscheiden hatte… das wäre ein ziemliches Gehoppel geworden.

Jetzt weiß ich, dass die Abdeckung über dem Rohloff-Schaltgriff nur geklemmt ist und einfach entfernt werden kann – das ist gleichzeitig aber auch der Grund dafür, warum sich das Rad nicht einfach am Lenker tragen lässt.

Grasshopper mit linkem Außenspiegel (Bild: Klaus Dapp)

Grasshopper mit linkem Außenspiegel (Bild: Klaus Dapp)

Ausflug zum Kühkopf (788km)

Blick auf den Kühkopf und den Altrhein bei Goddelau (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den Kühkopf und den Altrhein bei Goddelau (Bild: Klaus Dapp)

Alle meine Versuche in den letzten Jahrzehnten, das europäische Naturschutzgebiet (Natura 2000-Gebiet) Kühkopf zu besuchen, sind fehlgeschlagen. Es hat geregnet und ich bin gar nicht erst losgefahren, der Ansturm war so groß, dass sich auf der Zugangsbrücke schon die Menschenmassen stauten und ich bin wieder umgekehrt oder ich wurde auf dem Weg dorthin schon so von Stechmücken gepeinigt, dass ich rasch das Ziel gewechselt habe.

Blick auf den (neuen) Rhein Richtung Rheinland Pfalz (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den (neuen) Rhein Richtung Rheinland Pfalz (Bild: Klaus Dapp)

Jetzt habe ich es endlich geschafft, dieses ganz besondere Gebiet anzuschauen. Der Kühkopf ist einer letzten Auwaldbestände am Rhein, der noch regelmäßig überflutet wird. Entstanden ist die heutige Insel durch den Durchstich einer Rheinschleife. In den letzten Jahrzehnten wurde die landwirtschaftliche Nutzung weitgehend aufgegeben, so dass der Zustand schrittweise immer natürlicher wird. Das Ergebnis war wirklich beeindruckend, auch wenn es noch ziemlich grau war, da die unterschiedlichen Baumarten erst schrittweise ihre Blätter bekommen.

Blick auf einen Teil des Kühkopfes (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf einen Teil des Kühkopfes (Bild: Klaus Dapp)

Dafür gab es noch überhaupt keine Stechmücken und kräftigen Sonnenschein. Ich habe auch die Gelegenheit genutzt, die 2014 eingeweihte Ausstellung im neuen Informationszentrum zu besuchen. Das ist ganz nett gemacht und die Überflutung der Rheinauen in einem Modell mit echtem Wasser wirklich sehr anschaulich… da fiel mir dann doch wieder ein beruflicher Zusammenhang ein: vor über 15 Jahren war ich an einer Studie über den Umgang mit Hochwasser hinter den Deichen im Hessischen Ried beteiligt. Die war dann etliche Jahre unter Verschluss – umso interessanter, dass es jetzt sogar ein Modell in der Ausstellung gibt, dass die Überflutungsflächen zumindest grob öffentlich zeigt.

Kunst: Mein Grasshopper unter der Skulptur am Zugang aus Stockstadt (Bild: Klaus Dapp)

Kunst: Mein Grasshopper unter der Skulptur am Zugang aus Stockstadt (Bild: Klaus Dapp)

Profi Dry Lube – Die Kettenschmierung (737km)

Irgendwann muss das Thema ja auftauchen … die Diskussionsforen und Testberichte sind voll von Vorschlägen zur besten Kettenschmierung.

Meine Strategie in den letzten Jahrzehnten beim Peer Gynt und bei meinen Osträdern war die „gepflegte Verwahrlosung“. Ich habe die Kette mit unterschiedlichen zähflüssigen Ölen geölt und teilweise gewachst und dann so wenig wie möglich daran gemacht. Nach einer längeren oder kürzeren Weile habe ich dann versucht, das Gesamtsystem möglichst gut zu reinigen und dabei ein Dreck-Öl-Wachs-Konglomerat von den Kettenröllchen (bzw. bei den Kettenschaltungen vom Schaltwerk) und von den Kettenblättern gekratzt. Dann habe ich versucht, den Dreck aus den Rohren zu bekommen, z.B. indem ich ein Stoffstückchen in die Kette gesteckt habe und diese dann durchgezogen habe. Die Sauerei war ziemlich groß und der Aufwand zur Reinigung trotz unterlegter Zeitung entsprechend. Die Dreckklümpchen haben es immer wieder unter die Zeitung geschafft und den Boden versaut.

Deshalb habe ich den Grasshopper von Anfang an entsprechend des Wartungshinweises von HP Velotechnik mit Profi Dry Lube (PDL) behandelt. Die Hinweise auf der Dose, dass ein Nachschmieren beim Motorad nach 400-600 Kilometern bzw. nach Regenfahrten erforderlich sei und PDL sehr ergiebig sei, hat mich so optimistisch gemacht, dass ich nur eine 150 ml Dose gekauft habe. Das war keine gute Idee. Denn die Dose ist inzwischen leer. Das liegt sicher auch an der im Vergleich zum Motorrad längeren Kette. Darüber hinaus reichen offensichtlich Dreck, Feuchtigkeit und Wasserspritzer, die vom Boden an die Kette kommen, um das Schmiermittel aufzubrauchen – da meine Umdrehungszahl der Kette sicher weit unter einem Motorrad liegt, gehe ich nicht davon aus, dass ich den Schmierstoff abschleudere.

Jetzt habe ich eine 400ml-Dose des PDL gekauft und hoffe, dass ich damit ein Stück weit komme. Auch diesmal habe ich die Kette vor der Neubehandlung gründlich saubergemacht, das die hohe Kriechfähigkeit des PDL nicht dazu führt, den Dreck in die Gelenke zu spülen. Ganz verhindern lässt sich das nicht und die Geräuschkulisse nach dem Schmieren ist nicht beruhigend – im Gegenteil es knirscht an Kettenblatt und Ritzel und die Kettenschutzrohre rasseln kräftig. Und das, obwohl ich entsprechend den Angaben von PDL die Kette im Abständ von einigen Minuten zwei mal behandelt habe. Ich bin gespannt wann die nächste Ölung notwendig wird und wann die große Dose leer ist.

Ostermontag auf dem Mainradweg (737km)

Frankfurt: Blick auf den EZB-Turm (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf den EZB-Turm in Frankfurt (Bild: Klaus Dapp)

Ostermontag auf einem Flussradweg schien mir keine gute Idee zu sein. Also habe ich mich parallel zum Main bewegt.

Schloss Philippsruh in Hanau (Bild: Klaus Dapp)

Schloss Philippsruh in Hanau (Bild: Klaus Dapp)

Blick von der Schleuse Mühlheim nach Frankfurt (Bild: Klaus Dapp)

Blick von der Schleuse Mühlheim nach Frankfurt (Bild: Klaus Dapp)

Die Mainquerung über die Schleuse Mühlheim kann ich nur bedingt empfehlen: Zwei Treppentürme sind zu überwinden.

Zum Schluss bin ich in Frankfurt auf dem Mainradweg gelandet, auf dem dann wie erwartet unzählige Menschen auf Skates oder Rädern bzw. zu Fuß unterwegs waren. Wie gut, dass Liegeräder immer noch den „was ist das denn“-Bonus haben, so dass ich doch zügig zum Hauptbahnhof kam.

Dort gab es dann noch eine kurze unsägliche Diskussion mit einer Zugbegleiterin im IC nach Darmstadt, die der Meinung war, dass das Rad an einen Haken an der Decke angehängt werden müsse. Nachdem ich das klar ablehnte, motzte sie noch rum, dass sie ja eine Strafe vom Eisenbahnbundesamt bekäme. Und dann musste sie noch feststellen, dass wenn sie was zu sagen hätte, sie keine Räder mitnehmen würde. Auf ihre Frage, ob ich überhaupt eine Karte für das Rad hätte, konnte ich das sinnlose Gemaule durch einen kurzen Verweis auf meine Bahncard 100 beenden. Schade, dass die Kombination Bahn-Liegerad durch einzelne Akteure in Misskredit gebracht wird.

Trotz allem war das ein schöner Tag – hier die Strecke auf der Karte, die ich so nicht wiederholen werde:

Ausflug nach Seligenstadt am Main (700km)

Blick auf Seligenstadt am Main (Bild: Klaus Dapp)

Blick auf Seligenstadt am Main (Bild: Klaus Dapp)

Das gute Wetter an Ostern musst unbedingt genutzt werden. Also habe mich entschlossen, meinen Osterbesuch per Rad zu machen. Durch das Reinheimer Hügelland und die Untermainebene ging es an den Rand des Hessischen Spessarts.

Die kräftigen Regenfälle vom Ostersamstag waren noch deutlich zu sehen…

Überfluteter Waldweg auf dem Weg nach Messel (Bild: Klaus Dapp)

Überfluteter Waldweg auf dem Weg nach Messel (Bild: Klaus Dapp)

Aber das bessere Verhältnis von Reifenbreite und Schutzblechen machte sich positiv bemerkbar (siehe Einbau schmaler Reifen).

Leider war ich nicht der einzige, der die Idee hatte, sowohl die geniale Eisdiele Bayer in Dudenhofen als auch die Eisdiele in Seligenstadt am Kloster waren so überfüllt, dass ich mich nicht angestellt habe. Auf der Fähre hatte ich dann viel Spaß. Beim Aufräumen hatte ich noch eine alte Mehrfahrtenkarte gefunden. Der Kontrollör war doch erstaunt: „8 Mark 40 das habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen … die Kollegen akzeptieren das ja nicht mehr … aber das ist ja schon zum Sammeln.“

In Großkrotzenburg gab es dann noch ein energiepolitisches Highlight zu sehen. Offensichtlich waren Sonne und Wind so stark, dass die Kohle und Gasblöcke des Kraftwerks Staudinger nicht gebraucht wurden. Bis 2012 wollte E.ON noch einen riesigen neuen Block zur Stromerzeugung aus Kohle bauen… eigentlich müssten alle Verantwortlichen von E.ON den Gegnern des Projektes die Füße küssen, dass diese Fehlinvestition nicht umgesetzt wurde.

Kraftwerk Staudinger ohne die charakteristischen Dampffahnen (Bild: Klaus Dapp)

Kraftwerk Staudinger ohne die charakteristischen Dampffahnen (Bild: Klaus Dapp)

Und so sieht die Fahrt auf der Karte aus:

Öl in Hessen (646km)

Probebohrung der Rhein Petroleum bei Goddelau (Bild: Klaus Dapp)

Probebohrung der Rhein Petroleum bei Goddelau (Bild: Klaus Dapp)

Vielleicht sollte ich diesen Beitrag nicht am 1. April veröffentlichen … aber es ist wirklich wahr. In Hessen wird wieder nach Öl gebohrt. Da die Probebohrungen jetzt abgeschlossen sind, wollte ich mir das doch noch schnell anschauen, bevor die Bohranlage nach Ostern vollständig abgebaut ist. Deshalb bin ich heute Vormittag nach Goddelau gefahren. Der Bohrturm ist – wie auf dem Bild zu sehen – schon umgelegt, so dass ich schon ein bisschen suchen musste, um die Anlage zu finden.

In den folgenden Monaten werden Pumpversuche gemacht, um die Ergiebigkeit abschätzen zu können … und vielleicht wird hier zukünftig  Öl gefördert.

Aber ich habe heute auch einen Aprilscherz erlebt. Wenn möglich, bereite ich meine Touren mit dem Radroutenplaner Hessen vor. Meistens klappt das ganz gut. Heute stand ich vor einer nicht mehr vorhandenen Brücke…

Brückenpfeiler ohne Brücke bei Pfungstadt (Bild: Klaus Dapp)

Brückenpfeiler ohne Brücke bei Pfungstadt (Bild: Klaus Dapp)

Auf der Karte ist der Umweg bei Pfungstadt gut zu sehen.