Archiv der Kategorie: Touren: Rhône-Saône-Rhin

Rhône-Saône-Rhin – Tag 3: Avignon – Piolenc (7.785 km)

Reste der Burg von Châteauneuf-du-Pape (Bild: Klaus Dapp)
Reste der Burg von Châteauneuf-du-Pape (Bild: Klaus Dapp)

Die Packroutine am Morgen verlief noch etwas zäh, trotzdem schafften wir es, zügig aufzubrechen. Wir genossen den Sommermorgen bei einem kleinen Frühstück in einem benachbarten Café.

Danach fuhren wir auf dem provisorischen Rhone-Radweg Richtung Norden aus Avignon hinaus. Ich hatte schon bei der Planung das Gejammer über den Weg aus Avignon hinaus nicht ganz verstanden. Der Bikeline Führer (Auflage 2017) hat mit der Bemerkung „in Pont-Saint-Esprit ist es dann vorerst mal vorbei mit den Radwegen“ eine Alternativroute östlich der Rhone beschrieben. Mir hat – mit Ausnahme der Drängelgitter – der Weg gut gefallen. Ein Großteil wird als reiner Radweg geführt, ein weiterer Teil auf Nebenstraßen meist in Wohngebieten und nur ein kleiner Teil verläuft auf befahrenen Straßen oder nicht ganz so schön durch Gewerbegebiete.

Blick auf Châteauneuf-du-Pape (Bild: Klaus Dapp)

Unser erstes Zwischenziel war Châteauneuf-du-Pape. Die alte Burganlage liegt beeindruckend über den Weinbergen. Wir bogen vom offiziellen Weg ab, um uns die Burganlage anzuschauen. Leider wurde sie nicht nur ein Opfer diverser Religionskriege sonder auch der deutschen Wehrmacht. Die 1944 einen großen Teil der verbliebenen Anlage sprengte. In den 1960er Jahren wurde durch die Kommune ein Teil wieder hergestellt.

Weinberge bei Châteauneuf-du-Pape (Bild: Klaus Dapp)
Weinberge bei Châteauneuf-du-Pape (Bild: Klaus Dapp)
Blick von Châteauneuf-du-Pape in das Tal der Rhone (Bild: Klaus Dapp)

Danach fuhren wir weiter über Wirtschaftswege durch die berühmten Weinberge und vergleichsweise unbefahrene Straßen nach Orange. Am Eingang zur Altstadt hatte ich ein nettes Missverständnis mit einem Polizisten, der das Einfahrtsverbot für Autos in die Innenstadt überwachte. Er wollte mich darauf hinweisen, dass Markt war – und wie wir später erfahren haben ein spezieller Mittelaltermarkt – und er in Sorge war, ob ich mit meinem Gefährt in der Lage war, das Gleichgewicht halten könne. Ich dachte er wäre von meinem Rad angetan und interpretierte seine Gesten als das Handreichen zur Begrüßung … Wir durften dann vorsichtig in die Innenstadt rollen. Was angesichts der Menschenmenge nicht einfach war.

Römisches Theater in Orange (Bild: Klaus Dapp)

Am großen römischen Theater stellten wir dann die Räder einfach ab und besichtigten den beeindruckenden Bau. Gestärkt durch einen Kaffee machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Dabei fuhren wir auf Nebenstraßen und kamen gut voran. Wir waren überrascht, wie gut beschildert der Weg ist.

Bei der Querung des Flüsschens l‘Eygues hatte ich Glück, dass das Geländer so niedrig ist. So konnte ich mich mit einer Hand festhalten und vorsichtig über die weniger als einen Meter breite Brücke fahren. Das habe ich mit nur einer kleinen Berührung des Außenspiegels hinbekommen. Schieben wäre viel anstrengender geworden. 

Querung des Flüsschens l‘Eygues (Bild: Klaus Dapp)
Querung des Flüsschens l‘Eygues (Bild: Klaus Dapp)

Ziemlich früh kamen wir bei unserer Unterkunft an, wo uns die Tochter des Hauses in Empfang nahm. Durch die knapp 30 Grad waren wir trotz der vergleichsweise kurzen Strecke ziemlich müde und klebrig. So ruhten wir uns nach der Dusche und der täglichen Waschroutine erst einmal aus. Am späteren Nachmittag begrüßte uns die Hausherrin mit Bisous (Küsschen). Danach mussten wir uns nur noch mental auf das Abendessen vor Ort vorbereiten. Wie gut, dass Antje das gebucht hatte.

Uns erwartete ein mehrgängiges Menü und ich war wirklich froh, dass ich danach nur noch ins Bett gehen musste … mit dem Abnehmen wird das so sicher nichts.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 2: Grenzen überschreiten (7.740 km)

Grasshopper am Haken im ICN (Bild: Klaus Dapp)
Grasshopper am Haken im ICN (Bild: Klaus Dapp)

Vor fünf Uhr aufstehen ist eine Herausforderung, die wir mit etwas Mühe gemeistert haben. Die erste spannende Frage war, wie sich der Grasshopper und die ICN (N für Neigetechnik)-Züge der SBB miteinander vertragen. Es ist vorgesehen, dass die Räder eingehängt werden. Da wir genug Zeit hatten war ich gerade dabei zu versuchen, den Grasshopper rückwärts einzuhängen, als der Lokführer dazukam. Der fand das Rad klasse, und half mir beim Einhängen. Er war überrascht als ich ihm sagte, dass ich das Rad notfalls auch falten kann. Nach einem netten Gespräch wie angenehm doch Radfahren im Alltag sein und dass Autofahren in der Stadt ja keinen Sinn macht, gingen wir auseinander.

Das nächste Abenteuer war der Umstieg in Biel. Eigentlich wäre das Fahrradabteil genau gegenüber am Bahnsteig gewesen und die sechs Minuten Umsteigezeit hätten gut gereicht. Aber auch bei der SBB treten technische Defekte auf. Deshalb kamen wir an einem anderen Bahnsteig an und mussten vom Fahrradabteil am Zugende mit den Rädern zur Unterführung rennen und dann am nächsten Zug wieder zurück. Den sportlichen Anteil der Reise hatten wir damit hinter uns. Weiter ging es nach Genf.   

Grasshopper im französischen Regionalzug (Bild: Klaus Dapp)
Grasshopper im französischen Regionalzug (Bild: Klaus Dapp)

Dort konnten wir in einen französischen Regionalzug umsteigen und hatten das Radabteil und ein riesiges Gepäckabteil, das wohl einmal ein Barabteil war, für uns. Die große Überraschung kam in Valence. Dan Digitalisierung konnte ich in der DB App verfolgen, wie der Zug, in den wir umsteigen wollten näher kam. Nur dass der heute gar nicht weiterfuhr, zeigte die App nicht an. So nahmen wir den nächsten Zug, der natürlich entsprechend voll war.

Bahnhof in Valence (Bild: Klaus Dapp)
Bahnhof in Valence (Bild: Klaus Dapp)

Mit einer Gruppe holländischer Rennradfahrer, die mit Fahrradtasche, Fahrrad und Rollkoffer unterwegs waren, einem sichtlich überforderten deutschen Rentnerpärchen und zwei französischen Radfahrenden war das Radabteil eigentlich übervoll, aber das Zugpersonal und die Mitreisenden tolerierten das Chaos und akzeptierten, dass die Räder nicht an den Haken aufgehängt werden, was bei dem engen Abstand zur Decke vermutlich nicht gegangen wäre. Wir waren froh, als wir in Avignon ankamen und schnell unser Hotel fanden. Danach machten wir uns zur Fuß auf in die schöne Altstadt, zur berühmten Brücke und zum Papstpalast. Nach einem sehr leckeren Essen gingen wir zurück zu unserer Unterkunft. Ich erledigte schnell die Kleiderwaschroutine und mit einem kleinen Pastis ließen wir den Tag ausklingen.

Stadttor von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Stadttor von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Neue Straßenbahn in Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Neue Straßenbahn in Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Brücke von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Brücke von Avignon (Bild: Klaus Dapp)
Wegweiser ViaRhona (Bild: Klaus Dapp)
Wegweiser ViaRhona (Bild: Klaus Dapp)

Rhône-Saône-Rhin – Tag 1: Aller Anfang ist schwer (7.736 km)

Grasshopper im IC-Fahrradabteil der DB (Bild: Klaus Dapp)
Grasshopper im IC-Fahrradabteil der DB (Bild: Klaus Dapp)

Eine Reise mit dem großen deutschen nationalen Mobilitätsdienstleister ist immer eine Herausforderung – vor allem wenn ein Fahrrad mit soll. Aber was soll schon passieren, wenn zwei Monate vorher die Plätze reserviert sind und in den Tagen vorher die Verbindung regelmäßig funktioniert hat … am Mittag endete mein letzter Arbeitstermin zum Glück früher als geplant. Am Darmstädter Hauptbahnhof schaute ich in die DB-App und erschrak: Fahrradmitnahme gegebenenfalls nicht möglich stand da. Das war mir zu unsicher. Also suchte ich eine Nahverkehrsverbindung und fuhr zweieinhalb Stunden früher los als geplant. Der erste Zug war noch nicht so voll, da um 16:30 Uhr noch nicht der volle Feierabendverkehr ist. Beim Umsteigen in Heidelberg kam dann alles zusammen. Großes Gedränge am Bahnsteig und nur ein statt zwei Triebzüge. Zum Glück hatte ich noch Zeitreserven und konnte den nächsten Zug nehmen. Der hatte dann nur 15 Minuten Verspätung, so dass ich für den Umstieg noch genug Zeit hatte.

Im nächsten IC gönnte ich mir dann ein kühles Radler und machte mich an die Texte über die Tage 0 und 1 unserer Reise. In Basel holte mich die Herzallerliebste vom Bahnhof ab und geleitete mich sicher zu ihr. Dann ging es schnell ins Bett, denn am nächsten Morgen müssen wir um 6:00 Uhr am Bahnhof Basel SBB sein.

Fazit: Es ist schon deprimierend, dass die Qualität im Fernverkehr der Deutschen Bahn so schlecht ist. Statt geplanten knapp vier Stunden war ich sechseinhalb Stunden unterwegs. Ich bin gespannt, wie es Morgen weitergeht.

Rhône-Saône-Rhin – Tag 0: Die Vorbereitung (7.729 km)

Eigentlich war alles klar. Beim letzten Urlaub haben wir in Bordeaux die Véloroute des Deux Mers vom Atlantik zum Mittelmeer gesehen und beschlossen, dass das sicher sehr spannend ist. Im Frühjahr begannen wir mit ersten Vorbereitungen als uns die Nachricht erreichte, dass die französische Staatsbahn SNCF die Mitnahme von Fahrrädern in den TGV-Zügen zwischen Basel bzw. Straßburg und Paris pünktlich zu Beginn der Fahrradsaison eingestellt hat. Aus den vier Klappsitzen wird jetzt ein Businessabteil. Als Alternative verweist die SNCF auf den Nahverkehr … aus statt rund drei Stunden hätte das nach Paris acht Stunden gedauert und wäre mit mehrfachem Umsteigen verbunden gewesen. Darüber hinaus kann im Nahverkehr nicht reserviert werden. Mit etwas Pech würde sich die Reise schnell um weitere Stunden verlängern.

Nicht nur wir haben uns darüber sehr geärgert. In Frankreich gab es sogar eine Petition, bei der schnell Tausende Radfahrende unterschrieben haben. Aber offensichtlich braucht es erst brennende Barrikaden.

Also planten wir um und beschlossen die Zugfahrt in Frankreich so kurz wie möglich zu halten und möglichst mit dem Rad komplett zurückzufahren. Nach etwas Recherche war klar, dass wir halbwegs erträglich bis nach Avignon kommen. Dann bastelten wir die Radroute zusammen. Damit nichts schiefgeht, habe ich gleich die Fahrradreservierung in Deutschland gemacht und Antje hat die Fahrkarten und Reservierungen in der Schweiz und Frankreich besorgt.

Dann machten uns die französischen Gewerkschaften im Kampf für die Privilegien der Eisenbahner Kummer. Glücklicherweise müssen Streiks frühzeitig angekündigt werden. Mein Vorgesetzter schaute zwar etwas überrascht, als ich um eine Verlängerung meines Urlaubs wegen Streiks in Frankreich bat, hatte dann aber volles Verständnis und zugestimmt.

Da die Strecke kein durchgehender Radweg ist, musste ich den Track aus verschiedenen Quellen zusammenbauen: Via Rhôna, Tour de Bourgogne, Eurovelo 5 und 6 und der V50 sowie der V52.

Danach reservierte die Herzallerliebste die Quartiere und ich passte dann die Tracks für die einzelnen Tage an. Wenn alles gut läuft, kommen wir so direkt zum Quartier. Beeindruckt hat mich dabei die auch im Luftbild erkennbare Fahrradinfrastruktur in den Städten. Die grünen Streifen und Fahrradpiktogramme sind oft sehr gut zu erkennen. Ich bin gespannt, wie gut wir die Auswahl vor Ort finden. Mit diesen Vorbereitungen verbrachten wir jeweils rund 15 Stunden – ganz schön viel für drei Wochen Urlaub.