Warum ist es eigentlich so ruhig hier? (Besuch bei HP Velotechnik – Teil 1)

Firmensitz von HP Velotechnik in Kriftel (Bild: Klaus Dapp)

Firmensitz von HP Velotechnik in Kriftel (Bild: Klaus Dapp)

Warum es so ruhig ist, war eine meiner ersten Fragen an Alexander Kraft, den Pressesprecher von HP Velotechnik, bei meinem Besuch des Firmensitzes in Kriftel am 21. Januar 2016. Ich hatte den Eindruck, dass es in der Fertigung fast ruhiger war als in den Büros, durch die wir in den Besprechungsraum kamen.

Und damit hatten wir schon einen Einstieg in einen spannenden Nachmittag gefunden. Alexander Kraft erläuterte mir, dass an dem Tag mehrere Faktoren zusammentrafen

  • das im Fahrradsektor übliche Winterloch, das HP durch Exporte u.a. nach Amerika verkleinert,
  • der Arbeitszeitausgleich, mit dem HP versucht, die jahreszeitlichen Saisonschwankungen teilweise auszugleichen und der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit bietet, Überstunden aus der Saison abzubauen,
  • die in 2015 angekündigte Preiserhöhung zum 1. November, die zu vorgezogenen Bestellungen in den Vormonaten führte und
  • die Vorfertigung, die zumindest an diesem Tag eher ruhige Arbeiten umfasste.

Auch wenn die Saison stark wetterabhängig ist und deshalb vom (frühen) Frühjahr bis in den (späten) Herbst reichen kann, bleibt der Winter die beste Zeit, um ein neues Fahrrad zu bestellen. So lag im Januar die Lieferzeit 2016 für ein Standardmodell bei etwa einer Woche und für Räder mit Sonderfarben, die erst auf Kundenwunsch beschichtet werden, bei etwa vier Wochen. Zeiten, von denen sich im Sommer nur träumen lässt.

Der Gang durch den Firmensitz war – wie beim Tag der offenen Tür (### LINK) – beeindruckend. Am Eingang konnte ich bei der Warenannahme zusehen bevor mich der nette Mitarbeiter durch die Fertigung zu Alexander Kraft brachte. Die Fertigung war fast so gut aufgeräumt wie am Tag der offenen Tür und mindestens so gut wie im Film „HP Velotechnik Factory Tour“ (### LINK: http://www.hpvelotechnik.com/ueberuns/index_d.html). Es wird deutlich, dass hier nicht was lieblos zusammengeschraubt wird, sondern sorgfältig und ordentlich gearbeitet wird.

Ordnung im Bürstenregel bei HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Ordnung im Bürstenregel bei HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)

Während es in der Fertigung eher ruhiger zuging, hatte ich den Eindruck dass im Großraumbüro des Vertriebs Einiges los war. Der Bereich der Konstruktion und Entwicklung erinnerte mich an den Besuch in einem Architekturbüro – es herrscht eine gewisse Aura von Kreativität. Zu einem positiven Betriebsklima trägt sicher die Cafeteria bei, die modern und hell eingerichtet ist. Ob die Wunschmusik der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dies immer tut, habe ich lieber nicht gefragt.

Nachgefragt habe ich aber nach dem Anteil der Frauen in der Fertigung. Immerhin eine Frau ist dort derzeit tätig – offensichtlich gilt Fahrradtechnik noch immer als „männlich“. Das zeigt sich auch daran, dass derzeit keine Auszubildende im Produktionsbereich tätig ist. Eigentlich schade, denn die gesamte Werkstatttechnik bei HP ist so ergonomisch aufgebaut, dass dort nicht nur „ganze Kerle“ arbeiten können. Im gesamten Betrieb sind vier der 35 Beschäftigten Frauen.

Auf mich wirkte der gesamte Betrieb angenehm unaufgeregt. Dazu passte auch das Auftreten der beiden Geschäftsführer Paul Hollants und Daniel Pulvermüller, die kein großes Aufheben machten sondern einfach beim zufälligen Treffen freundlich grüßten.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön für den Tag in Kriftel, an dem ich mit Alexander Kraft intensiv über die Liegezweiräder bei HP Velotechnik diskutieren konnte. Einige Eindrücke habe ich in den folgenden Beiträgen zusammengefasst:

P.S. Bevor die Nachfrage über die Kommentare oder per Mail kommt: Meinen Grasshopper habe ich 2014 zum regulären Preis erworben und am 21. Januar 2016 habe ich mich von Alexander Kraft „nur“ zum Kaffee und einem Brötchen beim Bäcker einladen lassen. Und noch ein Hinweis zur Neutralität meiner Blogbeiträge. Im Gegensatz zu einer journalistischen Berichterstattung trenne ich die einzelnen Beiträge nicht in „Sachdarstellung“ und „Meinung“, sondern kombiniere dies – hoffentlich nachvollziehbar – in den einzelnen Beiträgen. Damit bei dem Gespräch auch möglichst viel herauskommt, habe ich einen großen Teil der Fragen schon vorab an Alexander Kraft geschickt, was sich als gute Ausgangsbasis bewährt hat.