Kurzfristig hatten wir die Route geändert und „steigungsoptimiert“. Bei 36 Grad im Schatten und gefühlt oft mehr entlang der abgeernteten Felder wollten wir am Ziel ankommen. So ging es weitgehend bergab die Nidda entlang.
Störche im Niddatal (Bild: Klaus Dapp)
Wir kamen durch schöne Fachwerkstädtchen und erreichten zur Mittagszeit Karben. Nach kurzem Suchen fanden wir eine Pizzeria mit schattigem Außenbereich für eine schöne Mittagspause.
Blick ins Niddatal aus Niederdorfelden (Bild: Klaus Dapp)
Danach verließen wir das Niddatal und wechselten in die Untermainebene. Die Querung des flachen Höhenzuges wurde uns durch etwas Wind erleichtert, der den Eindruck von Abkühlung erweckte.
Blick zum Kohlekraftwerk Staudinger (Bild: Klaus Dapp)
Durch diverse Industriegebiete und nach Querung von Schnellstraßen erreichten wir die Fähre in Rumpenheim, mit der wir auf die andere Mainseite wechselten.
Mainfähre Rumpenheim (Bild: Klaus Dapp)
Dort fuhren wir der Mainschleife entlang an Offenbach vorbei nach Frankfurt zum Südbahnhof. Wir waren froh, dass die S-Bahn schon am Bahnsteig wartete und die Klimaanlage funktionierte. In Darmstadt angekommen erfrischten wir uns mit einer Dusche und machten uns einen gemütlichen Abend.
Blick über Wetterau und Vogelsberg Richtung Frankfurt (Blid: Klaus Dapp)
Nach einem umfangreichen Frühstück starteten wir in den Tag. Mit einer kleinen Routenänderung ersparten wir uns den ersten Hügel und rollten gemütlich die Fulda hinab und die Schlitz hinauf in den Ort Schlitz. Bei der dortigen Brennerei schauten (wirklich nur mit den Augen) wir uns das Sortiment an und entschieden uns angesichts der Route für zwei 0,5 Liter Fläschchen. So beladen schauten wir noch kurz in die Altstadt bevor wir gemütlich auf einer alten Bahntrasse nach Lauterbach fuhren.
Vorderburg in Schlitz (Bild: Klaus Dapp)
Bilck in das Tal der Schlitz bei Schlitz (Blid: Klaus Dapp)
Beim örtlichen Metzger deckten wir uns mit Salaten ein und machten an der Lauter eine gemütliche Rast. Danach begann die Bergetappe, die uns ziemlich ins Schwitzen brachte. Bei über 30 Grad war das kein großes Wunder. Zum Glück verlief ein Teil der Strecke im Wald, so dass es auch kühlere Abschnitte gab.
Hopfmannsfelder Galgen (Bild: Klaus Dapp)
Rathaus der „Windenergiegemeinde“ Ulrichstein (Bild: Klaus Dapp)
Altstadt in Schotten (Bild: Klaus Dapp)
Am Nachmittag fuhren wir in Schotten ein, dass wir im Dämmerzustand vorfanden. Ein Großteil der Läden und Gaststätten, das Museum und die Kirche haben montags Ruhetag. Um so mehr haben wir nach dem Duschen Pizza bzw. Pasta beim einzig geöffneten Italiener genossen.
Handtuchschwan in Schotten (Bild: Klaus Dapp)
Trotz der Wärme hatte ich die notwendige Bettschwere…
Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf, um den ersten Hügel zu erklimmen. Oben angekommen konnten wir den Blick über die Kuppenrhön genießen. Leider verlief die Abfahrt auf einem kräftig geschotterten Weg, so dass wir uns mühsam nach unten bremsten.
Gemütlich ging es auf einer alten Bahntrasse weiter, die wir schon nach wenigen Kilometern wieder verlassen mussten. Auf kaum befahrenen Kreis- und Landesstraßen fuhren wir durch die hügelige Landschaft weiter Richtung Fulda, die wir nach einer grandiosen Abfahrt erreichten.
Altes Schulhaus im Schlitzer Ortsteil Pfordt (Bild: Klaus Dapp)
Dort machten wir eine ausführliche Pause. Hitze (rund 30 Grad) und Hügel hatten uns ziemlich geschafft. So waren wir froh, dass wir schon am frühen Nachmittag unser Quartier erreichten und duschen konnten. Nach einem ausgedehnten Mittagsschlaf schauten wir uns das Dorf an, genossen dann ein leckeres Abendessen mit klappernden Störchen auf dem benachbarten ehemaligen Schulhaus. Danach gingen wir früh ins Bett um für die anstehenden Hügel am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.
Erster Wegweiser des Iron Curtain Trail in Hessen (Bild: Klaus Dapp)
Es war nicht einfach, die Herzallerliebste zu überreden, dann hat sie sich doch erweichen lassen mit mir ein bisschen durch Hessen zu radeln. So sind wir mit dem Zug nach Fulda gefahren. Nachdem wir uns in Fulda mit einem großen Rührei gestärkt hatten, brachen wir auf Richtung Milseburgradweg.
Ein ungewohnter Anblick: Grasshopper in der Fußgängerzone in Fulda (Bild: Klaus Dapp)
Der Weg durch Fulda zeigte schnell, dass wir in einem Mittelgebirge unterwegs sind. Da ich der Herzallerliebsten mein Birdy gegeben habe, habe ich alles Gepäck mitgenommen und kam gut ins Schwitzen. Gleichzeitig war ich begeistert, wie gut ich trotz Gepäck vorankam.
Altes Vorsignal auf dem Milseburg-Radweg (Bild: Klaus Dapp)
Nachdem wir den Milseburgradweg erreicht hatten, ging es erst einmal ein kleines Stück bergab und wir genossen es, entspannt dahinzugleiten mit einem weiten Blick in die Landschaft. Es sollte nicht all zu lange dauern, da begann der Aufstieg – mit der Steigung der ehemaligen Bahnlinie.
Eingangsportal des Milseburg-Tunnels (Bild: Klaus Dapp)
Der Höhepunkt war sicher die Durchquerung des Fahrradtunnels. Der hatte nicht nur den Vorteil, dass er uns eine ziemliche Quälerei zur Überwindung von weiteren Höhenmetern ersparte, sondern auch angenehm kühl war. Danach war es wieder über 30 Grad warm.
Notversorgung für Nicht-Vegetarier in Unterrückersbach in Thüringen (Bild: Klaus Dapp)
Danach fuhren wir entspannt entlang der Ulster bis Geisa in Thüringen und erreichten danach – leider zum Schluss schiebend auf einem Reitweg – die Point Alpha Gedenkstätte bzw. das Haus auf der Grenze. Dort wird sehr anschaulich die ehemalige deutsch-deutsche-Grenze dargestellt. Im Point Alpha wurde die Funktion des ehemaligen Grenzpostens der US Armee erläutert und durch Militärfahrzeuge sowie Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes und des Militärs ausgestellt. Besonders erschreckend war die strategische Darstellung eines Angriffs auf Point Alpha durch die Warschauer Pakt Staaten, der dann unter Einsatz von Atomwaffen in Hessen zurückgeschlagen werden sollte.
Wiederaufgebaute DDR-Grenzanlage vom Überwachungsturm in Point Alpha aus gesehen (Bild: Klaus Dapp)
Die Fahrt zur Unterkunft verlief ziemlich stürmisch. Auf halben Weg kam uns kräftig Gegenwind entgegen, so dass unsere schöne Bergabfahrt ziemlich gebremst wurde. Als dann noch die ersten Regentropfen fielen, traten wir noch einmal kräftig in die Pedale, um nicht ins Gewitter zu kommen. Als wir dann unser Zimmer bezogen hatten, regnete es tatsächlich ein bisschen und es kühlte ein wenig ab, so dass wir nach dem Abendessen gut schlafen konnten.
Das Höhenprofil übertreibt ein wenig… der Milseburgtunnel kappt die Spitze um fast hundert Höhenmeter.
Stand von HP-Velotechnik bei der Eurobike 2018 (Bild: Klaus Dapp)
Eigentlich wollte ich in diesem zweiten Teil meines Berichts von der Eurobike über Neuigkeiten im Liegeradbereich schreiben – aber die habe ich nur beim Stand von HP Velotechnik gesehen. Es sind dieses Jahr AZUB und HP Velotechnik auf die Eurobike gekommen. AZUB hat einige seiner bewährten Modelle gezeigt und dafür gesorgt, dass der Liegeradbereich als eigener Bereich überhaupt wahrnehmbar wurde. Die Velomobilausstellung war „ums Eck“, so dass die Besucherinnen und Besucher sie erst einmal finden mussten. Aber zum Messekonzept 2018 habe ich im letzten Beitrag alles gesagt.
Stand von AZUB bei der Eurobike 2018 (Bild: Klaus Dapp)
Im Mittelpunkt der Vorstellung bei HP stand die E-Bike-Version des Scorpions mit einer elektrischen Unterstützung bis 45 km/h und das Einsteiger-Modell des Gekko.
Mindestens ebenso interessant sind aber sicher die zusätzlichen Motoren. Die Nachfrage nach einer Kombination von Rohloff-Schaltung und Motor war so relevant, dass es als Alternative zum GO Swissdrive auch die Kombination aus Shimano E8000 Motor und Rohloff-Schaltung anbietet.
Das zeigt, dass es – auch im Liegeradbereich – auch eine Nachfrage nach sehr hochwertigen Produkten gibt.
Das neue schnelle E-Bike-Scorpion von HP Velotechnik „Blinker links“ (Bild: Klaus Dapp)
Die elektrisch betriebene Hupe – eine Voraussetzung für die Zulassung als E-Bike mit Unterstützung bis 45 km/h (Bild: Klaus Dapp)
Dazu passt die E-Bike-Version des Scorpions, das die Modellpalette von HP nach oben abrundet. Durch die Unterstützung bis 45 km/h gilt es als Kraftfahrzeug und muss damit eine Vielzahl von Regelwerken einhalten. Dazu gehört der Blinker, den HP entwickelt hat, ebenso wie eine Wegfahrsperre, die einfach in Form eines Rahmenschlosses und umfasst eine optische Ölstandskontrolle für die Hydraulikbremse und eine elektrische Hupe. Viele Kleinigkeiten, die viel Arbeit machen. Es bleibt zu hoffen, dass durch die Anforderungen und die daraus resultierenden Entwicklungen auch insgesamt Verbesserungen erreicht werden können. Als Beispiel dafür kann der Blinker gelten, der nicht nur für die E-Bike Version nachgefragt wird, sondern auch an anderen Modellen gute Dienste leistet.
Das neue Einsteiger-Gekko von HP-Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)
Aber HP schaut nicht nur an das obere Ende der Produktpalette. Mit dem Gekko 26 soll eine ganz neue Zielgruppe angesprochen werden. Das ist in den USA, wo ein vergleichbares Konzept seit dem letzten Jahr von HP ausprobiert wurde, sehr gut angekommen. Es entspricht auch mehr dem dortigen Kaufverhalten – in den Laden, anschauen und mitnehmen… statt konfigurieren, bestellen, zur Zeit rund 7 Wochen warten und nach langer Zeit der Vorfreude endlich fahren.
Im neuen Design / Glanz – der Grasshopper von HP Velotechnik (Bild: Klaus Dapp)
Ich bin gespannt, ob das Konzept auch in Deutschland gut ankommt. Gute Erfahrungen mit einem ähnlichen Konzept hat Hasebike mit dem Trigo gemacht. Meiner Sorge auf eine Verschiebung innerhalb des Verkaufssegments hin zu einfacheren Rädern begegnete Alexander Kraft, Pressesprecher von HP Velotechnik, mit dem Hinweis auf die gute Auslastung mit langen Lieferzeiten. Ich bin gespannt, wie die Entwicklung weitergeht.
Obwohl ich jetzt alleine unterwegs war, brauchte
ich doch genau so lange wie sonst, um mein Zeug zusammenzutragen. Ein Grund
dafür war, dass ich wegen des Regens viel mehr ausgepackt hatte als sonst und
ich merkte doch, dass die gestrige Fahrt ziemlich viel Kraft gekostet hat.
Dabei hatte ich weniger „Bein“ als befürchtet. Aber insgesamt war ich ziemlich
müde.
Das änderte sich erst durch den Kaffee zum
Frühstück. Als Unterhaltungsprogramm gab es auf der anderen Straßenseite drei
Handwerker (vielleicht waren es aber auch völlige Amateure), die sich eine gute
halbe Stunde damit beschäftigten, einen kleinen Hubsteiger in Stellung zu
bringen, ohne die Straßenbeleuchtung runterzureißen und Fenster einzuschlagen.
Als sie die Position endlich hatten, fuhren sie alles ein, da sie das Werkzeug
nicht im Korb hatten … und dann wurde auch noch ein Parkplatz frei, von dem
aus sich das Ziel viel besser erreichen ließ…
In Karlsruhe besorgte ich mir noch statt des
üblichen Baguettes zwei Laugenstangen und dann ging es los. Bei strahlendem
Sonnenschein fuhr ich dann Richtung Darmstadt. Da ich schon einmal zwischen
Karlsruhe und Darmstadt gefahren bin, kannte ich den Weg aus Karlsruhe heraus
noch gut und fuhr auf asphaltierten Wegen bis zum ehemaligen
Kernforschungszentrum.
Danach ging es auf gut ausgebauten Waldwegen
weiter. Mittagspause machte ich in Altlußheim am Rhein und schaute mit an, wie
dreckig das Rad trotz einiger Fahrtstrecke noch immer war.
An der Gemeindegrenze von Heppenheim erreichte ich
Hessen. Auch wenn die Beine müder wurden, gab mir das noch einmal Schwung. Als
nach 113 gefahrenen Kilometern an der Wendeschleife der Straßenbahn schon die
Bahn in Richtung Darmstadt stand, wurde ich schwach und fuhr bis
Darmstadt-Eberstadt mit. Beim üblichen Andrang an der Haltestelle dort stieg
ich wieder aus und fuhr die letzten sieben Kilometer wieder per Rad. Damit
machte ich die letzten Kilometer auf die 1.300 pannenfreien Kilometer voll –
eine tolle Radtour war zu Ende.
Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück brachen
wir gemeinsam auf Richtung Straßburg, von wo die Herzallerliebste den Zug
genommen hat. Kurz unterhalb von Reichstett trennten wir uns. Ich bog ab
Richtung Gambsheim, wo ich den Rhein nach Deutschland überqueren wollte.
Leider bestätigte sich der Wetterbericht und es
nieselte ab und an. Der Weg verlief in weiten Bereichen auf dem Seitenstreifen
stark befahrender Straßen, auf denen auch viele LKW unterwegs waren. Auch wenn
die allermeisten Fahrzeuge genug Abstand hielten, war das nicht besonders
angenehm und ich war froh, als ich Gambsheim trocken erreichte.
Dort wartete leider eine unangenehme Überraschung. Die Schleuse wurde saniert und bei der Gelegenheit eine neue Brücke für den Rad- und Fußverkehr gebaut. Deshalb musste ich das Rad eine provisorische Brücke hoch- und runtertragen. Das war eine ziemliche Plagerei, obwohl ich die Taschen abgemacht habe und unabhängig vom Grasshopper hochgetragen habe. Gleichzeitig begann es richtig zu regnen.
Da es relativ warm war, war das am Anfang nur ein
bisschen lästig. Allerdings verläuft der Rheinradweg bis Karlsruhe zu großen
Teilen auf den Rheindeichen. Der Weg ist überwiegend als wassergebundene Decke
angelegt. Was bei schönem Wetter gut zu fahren ist, entwickelte sich mehr und
mehr zur Schlammschlacht. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass ich
steckenbleibe. Das war sicher übertrieben, aber der Rollwiederstand war schon
ziemlich groß.
Auf der Höhe von Karlsruhe wurde es auf einmal
sonnig und die Wege waren trocken. Es war kaum zu glauben. Dementsprechend
schauten mich die Menschen auch ziemlich irritiert an. Besonders lustig war die
im Bereich des Freibades am Rhein in Karlsruhe. Während ich noch das völlig
verdreckte Regenzeug anhatte, kamen mir Menschen in T-Shirt und kurzen Hosen, im
Badeanzug oder im Bikini entgegen.
Nachdem ich halbwegs getrocknet war, zog mich
dementsprechend um. Dann radelte ich der Alb entlang ins Stadtzentrum von
Karlsruhe. Ich hatte mit Hilfe von Luftbildern, auf denen die Radinfrastruktur
gut zu erkennen war, eine Strecke vorbereitet, die sich als sehr gut erwies. So
kam ich problemlos in mein Hotel. Dort handelte ich einen Platz zum
Unterstellen des Rades aus, stellte es ab und habe dann erst einmal die
Satteltaschen und das Regenzeug geduscht und damit entschlammt. Danach genoss
ich die Dusche. Halbwegs wieder zum Menschen geworden, ging ich Maultaschen
essen.
In der Nacht regnete es dann auch in Karlsruhe, so
dass ich froh war, dass der Grasshopper überdacht stand. So konnte der völlig
durchweichte Sitzbezug wenigstens halbwegs abtrocknen.
Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir zum
Schloss in Saverne gefahren. Von dort sind wir auf den Radweg am Rhein-Marne-Kanal
gefahren. Gemütlich rollten wir in Richtung Straßburg. Vom Kanal aus konnten
wir auf die elsässischen Städtchen und Dörfer schauen.
In Eckwersheim schauten wir uns die Gedenkstätte
für das Unglück auf der Probefahrt des TGV am 15. November 2015 an. An diesem
Tag war ein Messzug in der Kurve vor der südlichen Brücke über den
Rhein-Marne-Kanal entgleist. Durch den Unfall starben 11 Menschen, 37 weitere
wurden verletzt, 12 davon schwer. Die Gedenkstätte ist sehr eindrücklich.
Von dort fuhren wir weiter zur letzten gemeinsamen Übernachtung. Die Herzallerliebste hatte eine Übernachtung auf dem umgebauten Frachtschiff Ophrys organisiert. Wir verbrachten den Nachmittag auf dem Schiff und hatten viel Spaß dabei, die Hobbykapitäne zu beobachten, die mit den meist gemieteten Booten vorbeifuhren. Es war wie im schlechten Film. Entweder zeigte der Vater seinem Sohn oder seiner Frau, wie gefahren wird. Da kurz unterhalb von uns eine Schleuse kam, brach dann meist die Panik aus und unter wilden Kommandos wurde versucht, ohne Havarie in die Schleuse zu kommen. Das und die neidischen Blicke auf „unser“ großes Schiff – vom Kanal aus ist nicht zu sehen, dass das Schiff fest mit dem Land verbunden ist – brachten uns regelmäßig zum Lachen. Wir grüßten freudig und genossen den letzten gemeinsamen Tag.
Am Morgen musste ich kurz
einen Büroanruf machen, was die Laune auch der Herzallerliebsten ein wenig
trübte… die Arbeit kommt langsam näher. Nach einem gemütlichen Frühstück
machten wir uns auf den Weg. Wie so oft, konnte ich mit einer kleinen Proberunde
ein wenig Werbung für das Liegerad machen.
Mit der Aussicht auf eine
kurze Etappe fuhren wir eher trödelig weg und kamen schnell an den
Rhein-Marne-Kanal. Bei einem kurzen Fotohalt wunderten wir uns ein wenig über
zwei Montainbiker, die uns entgegenkamen und auf dem Weg rumeierten. Als wir
weiterfuhren merkten wir schnell, warum es die Probleme gab. In der Steigung
hatten sich durch Regenfälle Spurrillen ausgewaschen, die vermutlich in guter
Absicht ein schlauer Mensch mit feinem Splitt gefüllt hatte. Deshalb war es
kaum möglich hochzufahren. Die Herzallerliebste rutschte aus und fiel hin, zum
Glück ohne größeren Schaden zu nehmen. Später entdeckten wir, dass eine Speiche
am Hinterrad nicht mehr im Speichennippel war und sich auch nicht mehr
festziehen ließ. Da das Rad keinen Höhen- oder Seitenschlag hatte, fuhren wir
weiter.
Auf der anderen Seite des
Hügelchens ging es bergab … und da ist mit das Hinterrad des Grasshoppers
weggerutscht und ich saß neben dem Rad auf dem Hintern. Zum Glück hat es nur
die Klingel gekostet und die linke Hand etwas aufgeschürft. Lenker, Bremse und
Sitz sind – soweit sich das unterwegs erkennen lässt – ganz geblieben. Mit
einem etwas schmerzenden Hintern konnte ich dann weiterfahren.
In Arzviller fuhren wir
an der alten Schleusentreppe mit 17 Schleusen entlang ins Tal. Dann schauten
wir uns das Schiffshebewerk an, das die Schleusen seit 1969 ersetzt. Mit einem
Trog auf Schienen, der quer zur Transportrichtung am Hang entlang bewegt wird,
können die Schiffe einen Höhenunterschied von knapp 45 Metern überwinden.
Spannend ist dabei das Energiemanagement des Schrägaufzugs. Der 900 Tonnen
schwere Trog (41,5 m lang, 5,5 m breit mit einer Wassertiefe von 3,2 m) ist mit
Gegengewichten verbunden. Bei der Talfahrt ist der Trog schwerer als die
Gegengewichte und zieht sich dadurch nach unten. Bei der Bergfahrt wird Wasser
aus dem Trog abgelassen, so dass die Gegengewichte den Trog nach oben ziehen.
Als Antrieb reichen zwei Elektromotoren mit 88kW (entsprechen 120 PS) aus.
Während dem Mittagessen schauten wir beim Schiffstransport zu und amüsierten uns über die diversen Hobbykapitäne.
Danach fuhren wir weiter nach Saverne und gönnten uns in der Patisserie Haushalter einen Kaffee mit Leckereien. So gestärkt machten wir uns auf zur Unterkunft, die mal wieder oben lag. Dort nutzte ich die Zeit, um diesen Text zu schreiben, bevor wir uns – zu Fuß – die Innenstadt anschauten.
Dort klärten wir, wo wir am nächsten Morgen unser
Mittag- und Abendessen einkaufen können. Außerdem haben wir eine witzige
Version des Wappentiers von Saverne gekauft: Ein großer Schwimmring mit
Einhorn. Da es das letzte Einhorn im Laden war, mussten wir gemeinsam mit den
beiden Verkäuferinnen die Luft raus lassen und hatten dabei viel Spaß, da sich
das Tier intensiv dagegen wehrte.
Nach diesem lustigen Erlebnis gingen wir in ein
bretonisches Restaurant und aßen Crêpes und tranken elsässischen Cidre, damit
wir wenigstens einmal zu Crêpes kamen. Auf dem Heimweg besorgten wir uns noch
eine Flasche elsässischen Rose und ließen den Abend gemütlich in unserer
Unterkunft ausklingen – ein bisschen traurig, weil das Ende der Fahrt so nah
ist.
Nach dem Frühstück stürzten
wir uns in die Tiefe und erreichten schnell das Ufer der Meurthe. Diese fuhren
wir entlang und wechselten nach einiger Zeit an den Rhein-Marne-Kanal. So kamen
wir auf selbstständigen Radwegen an den Ortsrand von Nancy. Dort wollten wir in
einem französischen Supermarkt einkaufen, der leider wegen Inventur geschlossen
hatte. So landeten wir bei einer deutschen Supermarktkette. Das Brot schien uns
zu sehr „aus der Tüte zu kommen“, so dass wir uns entschieden, auf einen Bäcker
auf dem weiteren Weg zu warten.
So verließen wir Nancy und waren guter Stimmung, dass wir jetzt „Strecke machen“. Leider spielte der Weg nicht mit. Kurz nach der Einmündung des Verbindungskanals zur Mosel standen wir vor der Wahl, ob wir auf einer vielbefahrenen Straße (D2) fahren oder auf dem ehemaligen Treidelpfad am Kanal bleiben sollten. Der Track des Paneuroparadwegs zeigte die Straße an, Open Streetmap zeigte den Radweg 52 entlang des Kanals an. Wir entschieden uns für den Weg am Kanal. Der wurde leider nach kurzer Zeit immer schlechter. Als uns zwei Montainbiker entgegenkamen war die Lage klar – der Weg ging weiter und das als Montainbiker-Strecke. Wir kämpften uns weiter vor und kamen dadurch zu der Erfahrung auf einer Kanalbrücke die Meurthe zu queren. Nach einiger Zeit erreichen wie wieder die D2 / D400. Dort fuhren wir weiter und waren froh, dass wir nach rund 10 Kilometern in Dombasle-sur-Meurthe auf ruhigere Straßen kamen.
Danach kamen wir zügig voran. Noch größer war die Freude als ab Maixe der Weg als selbstständiger Radweg am Kanal entlang autofrei verlief.
Der Weg wechselte dann teilweise auf vergleichsweise wenig befahrene Straßen und wieder zurück an den Kanal. Die Strecken am Kanal waren sehr angenehm, da es durch die Bäume – oft alte Alleen – schön schattig war und kaum stieg. Die Fahrt am Kanal war auch deshalb so interessant, da sie in der Regel einen guten Blick über das angrenzende Tal ermöglichte, da der Kanal im Hang verlief. Die Landschaft ist teilweise sehr abwechslungsreich und teilweise stark von der industriellen Landwirtschaft geprägt und recht monoton. Die Straßenabschnitte waren meist ziemlich anstrengend, da dort keine schattenspendenden Bäume wuchsen und die Steigungen manchmal doch kräftig waren.
Die Gegend wird insgesamt
recht einsam und uns gelang es bis zum Abend nicht mehr, ein Brot einzukaufen.
Die wenigen Bäckereien, die wir gefunden haben, hatten montags zu. So gab es
zum Mittagessen den Käse ohne Brot … verhungert sind wir nicht.
Die Steigungen an den
Straßen sind besonders auf einem rund sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen
Lagarde und Mossey aufgefallen. Die wenig befahrene D89 verläuft hier völlig
gerade durch den Wald. Vermutlich aus Brandschutzgründen ist die Schneise für
die Straße dort sehr breit angelegt, so dass der Wald keinen Schatten oder
Kühle spendet. Stattdessen lassen sich jeweils die nächsten Hügel sehen. Ich
habe die „Schwung-Taktik“ gewählt und immer bergab kräftig getreten, damit ich
möglichst weit auf den nächsten Hügel komme. Die Herzallerliebste hat bergab nicht
die Vorteile des Liegerads und war durch den aufkommenden Gegenwind zusätzlich
gefordert.
Wir freuten uns deshalb
besonders über den Abschnitt am Kanal nach Gondrexange, auch wenn er bald
wieder in kleine Sträßchen überging, auf denen wir Xouaxange erreichten. Dort
wurden wir von der Vermieterin der Zimmer mit einem kalten Bier begrüßt –
einfach herrlich. Außerdem fragte sie uns, ob wir denn Abendessen wollten. Wir
sagten sofort zu und sie fand sogar ein Essen, dass auch für mich als
Vegetarier geeignet war.
Nach der Dusche und einer
kurzen Pause wurden wir zum Essen gerufen. Es war ein toller Abend und wir
hatten viel Spaß am gemeinsamen mehrstündigen Abendessen mit unseren Gastgebern
und den anderen Gästen. Die Themen waren vielfältig und ich glaube alle haben
etwas mitgenommen. Von der Geschichte des Moselgebietes und des Elsass bis zu
Fahrradfahren im allgemeinen und speziellen. Der Gastgeber war ziemlich
beeindruckt, was die Herzallerliebste alles über die Geschichte seit 1870 des
Gebietes wusste, was wirklich ziemlich speziell ist – bis hin zum
„Schafssprung“ der Züge, die im Elsass wie in Deutschland rechts fahren und im
restlichen Frankreich links. Es wurde ziemlich spät… und es wurde wieder
einmal deutlich, dass kleine Übernachtungsmöglichkeiten viel spannender sind
als anonyme Hotelketten. Statt hungrig im Bett zu liegen, kämpften wir eher
damit, etwas überfressen zu sein. Soviel zum Thema wie asketisch unser
diesjähriger Radurlaub verläuft.